Ein Abend voller Faszination, Intelligenz und Leidenschaft

Echternach · Große ergreifende Kunst im Zwiegespräch: Beim Festival International Echternach haben der geniale Geiger Vadim Repin und der Pianist Andre Korobeinikov musiziert. Auf dem Programm standen Sonaten von Debussy, Prokofjew und Beethoven. 400 Zuhörer jubelten.

 Teuflisch gut: Vadim Repin im Trifolion.Foto: Festival Echternach

Teuflisch gut: Vadim Repin im Trifolion.Foto: Festival Echternach

Echternach. Wenn Vadim Repin die Tarantella aus dem Finale der Kreutzersonate von Ludwig van Beethoven spielt, kommt einem das Wort vom "Teufelsgeiger" in den Sinn. Und doch ist der Russe aus Sibirien, der heute in Österreich lebt, alles andere als ein hohler Virtuose, der sich in rasanten Läufen und technischen Hochseilakten erschöpft.
Musik sei seine Muttersprache, hat Repin einmal gesagt. Und in der trägt er nicht einfach Notentexte vor. Repin beherrscht seine Musiksprache bis in die feinsten Nuancen.
Wenn der geniale Geiger musiziert - so wie in dieser Woche im Echternacher Trifolion - ist eine unendliche Fülle an Farben, an feinster Empfindung aber auch an Kraft und Risikofreude im Spiel. Repins Strich und sein leidenschaftliches Spiel stehen unverkennbar in der Tradition Dawid Oistrachs.
Nach Echternach war der Musiker gemeinsam mit dem jungen, aus Moskau stammenden Pianisten Andre Korobeinikov gekommen. Mitgebracht hatten die beiden ein Sonaten-Programm, das ebenso spannend wie anspruchsvoll war. Neben Beethovens berühmter Kreutzersonate enthielt es die verstörende Sonate Nr. 1 in f-Moll, op. 80, von Sergej Prokofjew.
Begonnen hatte der Abend ganz intim mit Claude Debussys Sonate für Violine und Klavier in g-Moll. Der Ratlosigkeit der Geige, hin- und hergerissen zwischen Melancholie und Heiterkeit, antwortete das Klavier.
Klavier wird zur Totenglocke


Faszinierend im Anschluss Prokofjews Komposition: Man hat dieses dunkle Stück, das nie wirklich das Nachtreich der Seele verlässt, und dort am schmerzlichsten ist, wo es am schönsten ist - in jenem melancholischen Andante - schon oft gehört. Im Spiel von Repin und Korobeinikov wurde es zur existenziellen Bedrängnis. Das war gleich im ersten Satz spürbar, in dem die Geige wie der Wind in einem Geisterhaus klang, und das Klavier wie die Schläge einer Totenglocke. Und auch das unsagbar zarte Allegrissimo zum Ende blieb Todeshauch. Nach der Pause die Kreuzersonate: ein Stück für Giganten und von allen Genies an Geige und Klavier. Repin und Korobeinikov entwickelten prägnant aus der Struktur der Sonate ihre dramatische Fülle, das ganze widersprüchliche Seelenleben der grandiosen Komposition.
Entschieden eröffnete die Geige, selbstbewusst und dynamisch (zuweilen etwas zu trotzig) entgegnete das Klavier. Wunderbar das versonnene Andante: Da war kein Triller nur Verzierung, sondern alles Seele und Klangsinnlichkeit.
Wie hatte Robert Schumann einst festgestellt: "Das wäre eine kleine Kunst, die nur Klänge und keine Sprache noch Zeichen für Seelenzustände hätte." In Echternach war große Kunst und ergreifende Musiksprache zu erleben.

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