Ein Abend voller Sehnsucht

Trier · Der Sänger und Liedermacher Klaus Hoffmann hat in der Europahalle das Publikum auf eine musikalische und autobiografische Traumreise mitgenommen. Für zweieinhalb Stunden hat er seine Sehnsüchte zu denen seiner Zuschauer gemacht.

 Auch in 40 Jahren will Klaus Hoffmann den Rollator zur Seite stellen und zur Gitarre greifen, verspricht er bei seinem Auftritt in der Trierer Europahalle. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Auch in 40 Jahren will Klaus Hoffmann den Rollator zur Seite stellen und zur Gitarre greifen, verspricht er bei seinem Auftritt in der Trierer Europahalle. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Trier. Sehnsucht ist ein Begriff, der vieles umfassen kann, der einem Künstler viele Möglichkeiten für eine individuelle Interpretation gibt. Dem Sänger und Liedermacher Klaus Hoffmann gelingt es bei seinem Auftritt in der Trierer Europahalle, dieses Gefühl den 600 Besuchern nahezubringen, diese Sehnsucht in ihnen zu erwecken.
Jedes Stück leitet Hoffmann mit einer längeren, stets humorvollen Ansage ein, erzählt vom ersten Kuss oder von der Fahrt nach Afghanistan irgendwo an der "russisch-italienischen Grenze." Dabei gleicht sein Programm zugleich einer Autobiografie und einem Ausblick in die Zukunft. Auf Erinnerungen an die Kindheit mit der kleinen Wohnung, die Sehnsucht nach dem früh verstorbenen Vater und dem ersten Kuss folgt die Vision, wie die Welt in 40 Jahren aussieht, wenn Hoffmann den Rollator in die Ecke stellt und zur Gitarre greift. "Ja, ich will, wir schaffen das", beschließt er gemeinsam mit dem Publikum. Das er übrigens vom ersten Moment an in der Tasche hat, auch wenn er die Besucher nicht ohne einen Schuss Eigenironie immer wieder mit seinen Ansagen und Anspielungen auf Trier provoziert.
Die 600 Besucher nehmen das begeistert auf, offenbar sind nahezu alle komplett eingefleischte Klaus-Hoffmann-Fans. Kaum ein Lied, wo nicht von links, rechts, hinten oder von überall Textpassagen von den Besuchern begleitet werden, bei "Estaminet" und "Für ein bisschen Zärtlichkeit" singt das halbe Publikum textsicher mit. Jeder Beifall, egal ob nach Klassikern wie Jacques Brels "Amsterdam" oder neueren Liedern, ist durchsetzt mit Jubel- und Bravorufen, und bereits beim fünften Lied kommt eine Zuschauerin zur Bühne und überreicht dem Sänger Blumen.
Klaus Hoffmann, begleitet vom Pianisten Hawo Bleich, überzeugt an diesem Abend nicht nur mit seiner bloßen Stimme, sondern legt auch Kraft und Gefühl zugleich hinein. Dadurch lebt Hoffmann seine Lieder mit einer Intensität, die man nur selten bei einem Musiker findet. Ihm gelingt es, mit seinen Emotionen die Zuschauer in seine Welt mitzunehmen, seine Sehnsüchte werden zu ihren. Dabei spielt es keine Rolle, dass er oftmals Strophen weglässt und so seine Lieder verkürzt - das Publikum ist eher dankbar dafür, dass Hoffmann auf diese Weise mehr Stücke anstimmen kann.
In der Zugabe darf die "Blinde Katharina" nicht fehlen, bevor Hoffmann mit "Mein Weg" das Konzert beschließt. Die Besucher sind ihm an diesem Abend auf seinem Weg begeistert gefolgt.

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