Ein Angebot wie noch nie zuvor

BERNKASTEL-KUES. Über 70 Konzerte an 30 eindrucksvollen Spielstätten; rund 23 000 Besucher und eine Platzauslastung von 85 Prozent - die Mosel Festwochen 2004 waren die erfolgreichsten seit der Gründung des Festivals im Jahre 1985.

Wie fühlt man sich am Ende eines solchen kulturellen Marathonlaufs - erschöpft erleichert, wehmütig?Lewen: Ich fühl‘ mich im Prinzip erleichtert. Warum wehmütig? Weil alles vorbei ist. Die Leere nach dem Applaus... Lewen: Leere gibt‘s bei uns nicht. Nach dem Festival ist vor dem Festival. Was war die größte Zugnummer, was war ein Flop? Lewen: Als größten Erfolg für die Region Trier empfinde ich, dass meine bange Frage, wie werden die vielen Angebote akzeptiert, so erfreulich beantwortet wurde. Allein im Open-Air-Geschäft wurden in diesem Sommer rund 40- bis 45 000 Eintrittskarten verkauft. Mit der LGS mit ihrem Mammutprogramm plus Moselfestwochen hatten wir ein Festival-Angebot wie noch nie. Das zeigt, dass diese Region soviel Kultur tatsächlich verträgt und sogar braucht. Das war eine schöne Antwort, aber leider nicht auf meine Frage. Ich hätte von Ihnen gern zwei Veranstaltungen gehört. Lewen: Also ehrlich gesagt, und nicht nur, weil es gerade erst ein paar Tage her ist: Das Abschlusskonzert im Dom war überwältigend. Beim Flop... jetzt muss ich echt mal überlegen... der Flop war für mich das ausgefallene Brass Concert mit Radio Brass Stuttgart, bedingt durch die Erkrankung des Leiters. Für 2005 ist ja noch alles in trockenen Tüchern - aber wie schauen Sie ins Jahr 2006? Lewen: Ich gehe mal davon aus, dass ein Festival, dass 2005 seit 20 Jahren besteht und das dann annähernd 900 Konzerte in der Region platziert hat und in der gesamten Zeit zwischen 80 und 90 Prozent Platzausnutzung hatte, die in die Hunderttausende von Besuchern gehen, sicherlich seine Berechtigung und auch die Verpflichtung hat, in der Zukunft weiter zu bestehen. Wie stehen Sie zu dem Vorschlag zu einer neu zu gründenden Struktur, die neben Antikenfestspielen oder Brot & Spiele auch die Organisation der Moselfestwochen übernimmt? Lewen: Schauen wir doch mal ganz emotionslos auf die Fakten: Die Mosel Festwochen suchen nach einer neuen Trägerschaft. Die Eifel-Literatur-Tage haben in ihrer Organisation Probleme. Beim Wein & Gourmet-Festival stellt sich die Frage, ob die Mosel-Saar-Ruwer-Weinwerbung allein in der Lage ist, das auf Dauer zu stemmen? Können die Antikenfestspiele in der bisherigen Form weiter ans Theater alleine angedockt bleiben? Da muss man in der Tat überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, ein Unternehmen zu schaffen, das Organisation, Technik, Marketing und Werbung bündeln und im Rahmen eines Dienstleisters erfüllen kann. Könnte eine Zusammenlegung der so genannten kulturellen Leuchttürme der Region dazu führen, dass die einzelnen Veranstaltungen an Profil verlieren? Lewen: Ganz und gar nicht, denn das heißt ja nicht, dass wir dieser eventuellen Agentur eine Generalintendanz zukommen lassen werden. Die Inhalte der einzelnen Projekte und die politische Verantwortung werden bei den einzelnen Veranstaltungen bleiben. Mit welchem Etat haben Sie 1985 begonnen - wie hoch ist er jetzt? Lewen: Wir haben damals sieben oder acht Konzerte gemacht, und wir hatten einen Honoraretat von rund 90 000 Mark. 2004 lag der Etat bei etwas mehr als 120 000 Euro. Sie stehen in Gesprächen mit Matthias Naske, Chef der neuen Luxemburgischen Philharmonie. Gibt es schon erste Pläne für eine Kooperation? Lewen: Wir werden in der Region Trier mit der neuen Philharmonie in Luxemburg eine beachtenswert große und mit internationalem Angebot bestückte Kultureinrichtung bekommen. Für uns ist es selbstverständlich, von Anfang an das Gespräch miteinander zu führen und uns gegenseitig zu informieren, welche Zielrichtung und Inhalte der Programme des einen und des anderen sind. Was unsere Zusammenarbeit angeht: Ich schätze, dass wir ab 2006 ein oder zwei Projekte gemeinsam auf den Weg bringen werden. Denken Sie auch schon an 2007? Haben Sie Großes im Köcher? Lewen: In unserer Situation als Mosel Festwochen, die erst mal ihr Haus neu bestellen müssen, wäre es ein bisschen vermessen und auch gegenüber der Politik zu weit vorgegriffen, wenn wir bereits jetzt mit großen Projekten in die Öffentlichkeit gingen. Da haben wir noch ein bisschen Zeit und auch die Nerven für ein Last-Minute-Ereignis. Die Fragen stellte unser Redakteur Rainer Nolden

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