Ein atemberaubendes Klangerlebnis
Luxemburg · In der Luxemburger Philharmonie hat das London Symphony Orchestra mit der Weltklasse-Geigerin Janine Jansen vor fast 1500 Zuhörern ein umjubeltes Konzert mit Werken von Johannes Brahms und Karol Szymanowski gegeben.
Luxemburg. Als die niederländische Violinistin Janine Jansen am Montagabend im "oranje"-farbenen Kleid die Bühne in der mit fast 1500 Zuhörern ausverkauften Luxemburger Philharmonie betritt, ist es mucksmäuschenstill im Auditorium. Das Publikum genießt noch den Nachhall der ersten Symphonie des relativ unbekannten polnischen Komponisten Karol Szymanowski (1882-1937). Das London Symphony Orchestra (LSO) unter dem lässigen, aber stringenten Dirigat des Maestro Valery Gergiev hatte eine atemberaubende Interpretation des Frühwerks aus den Jahren 1906/1907 dargebracht, die dem Publikum hingebungsvolle Momente und große Gefühle bescherte.
So beeindruckend wie ein großer Bordeauxwein ist das sinfonische Werk, dicht verwoben, vielschichtig, pathetisch, kapriziös und dabei alterslos.
Janine Jansen brilliert danach mit Szymanowskis Violinkonzert No. 1, Opus 35 von 1916. Sie hatte das Werk selbst noch nie gespielt, zeigt aber eine Leichtigkeit, die nur wahre Meisterschaft zustande bringen kann.Endlose filigrane Arabesken in extremer Höhe und ein fast orientalischer Einschlag kennzeichnen die Musik.
Konzentriert und fehlerfrei
Das LSO und Jansen musizieren absolut konzentriert und fehlerfrei, das alles hat nichts Seichtes oder Vordergründiges: im besten Sinne schöne Musik, die sich auch dem unbedarften Zuhörer in selten gehörter Perfektion erschließt. Danach herrscht absolute Stille, eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden lang, dann brandet tosender Applaus auf, der so lange anhält, bis Janine Jansen mit dem Konzertmeister des Orchesters noch ein kleine, sympathische Zugabe gibt.
"Immens", sagt der Luxemburger Herr im Publikum und die englische Lady, die neben ihm sitzt, antwortet: "Outstanding!".
Johannes Brahms (1833-1897) 1. Symphonie (1854-1876), wegen ihrer Nähe und Anleihen an sein berühmtes Vorbild auch Beethovens 10. genannt, bildet den zweiten Teil des Konzertes. Ein klanggewaltiges, monumentales Werk mit durchaus idyllischen Momenten, vom LSO bis ins kleinste Detail harmonisch und perfekt ausmusiziert, exakt auf den Punkt gebracht. Der damals noch unsichere, junge Brahms hätte seine helle Freude an Gergievs Version gehabt.
Insgesamt war das Konzert ein grandioser Anfang eines Zyklus mit Szymanowskis Werken in der Philharmonie, der am Dienstag sowie am 13. und 14. Dezember fortgesetzt wird.
Empfehlung: Unbedingt anhören!