Ein Bildgestalter des Glaubens

Mendig · Gemälde und Schnitzereien von Joseph Belling schmücken seit Jahrzehnten die Klosterkirche der Benediktinerabtei in Maria Laach, einer der größten Sehenswürdigkeiten in der östlichen Eifel. Heute wird der Mönch mit dem künstlerischen Talent 75 Jahre alt.

 Mönch und Künstler: Joseph Belling hat im Kloster Maria Laach sein Atelier eingerichtet. Foto: KNA

Mönch und Künstler: Joseph Belling hat im Kloster Maria Laach sein Atelier eingerichtet. Foto: KNA

Mendig. Eine seiner Arbeiten sehen sie alle, die 50 Mönche der Abtei Maria Laach und die vielen Hunderttausend Touristen, selbst die Wanderer und Urlauber auf der anderen Seite des Laacher Sees. Denn vor gut 20 Jahren vergoldete Bruder Joseph Belling den Kirchturm-Hahn auf der höchsten Spitze der sechstürmigen Klosterkirche. Und wer in deren Schatten in den geschlossenen Bereich der Mönche eintritt, schreitet durch ein so mächtiges wie elegantes Portal, eine Schnitz- und Malerarbeit Bellings. "Ich wollte einen freundlichen, einen frohen Eingang."
Welt voll religiöser Bildersprache


Der Ordensmann, der an diesem Mittwoch 75 Jahre alt wird, hat Spuren hinterlassen in der über 900 Jahre alten Benediktinerabtei, die zu den großen Sehenswürdigkeiten der Osteifel zählt. Touristen kaufen Postkarten seines Aquarell-Gemäldes des Klosters. Seine Arbeiten bebildern Meditationsbücher. Steigt man die Stiege zu Bellings Werkstattraum und Atelier hinauf, dann öffnet sich eine Welt religiöser Bildsprache. Im Laacher Konvent ist Belling einer der Brüder. Bruder, das heißt: Belling ist kein Pater. "Ich wollte nie Priester werden. Aber ich wollte als Kind schon ins Kloster gehen. Auch wenn ich im Dorf der frechste Messdiener war", sagt er.
An dem Entschluss änderten weder die frühe Malerlehre in Luxemburg noch die Zeit in der belgischen Armee noch die erste Freundin etwas. Belling, im ostbelgischen Ouren geboren, legte 1963 in Maria Laach die Ewigen Gelübde ab und band sich damit an die Gemeinschaft. Und noch nach 50 Jahren klingt im Erzählen der frühen Jahre der Dialekt der Heimat durch.
So sehr Belling immer schon ins Kloster wollte, so sehr wollte er auch immer schon malen. Da kommt er im Erinnern rasch auf Roger Greisch, seinen Schullehrer von 1950 bis 1954. Der später in Belgien hoch angesehene Maler ließ seine Schüler stets malen, in welchem Fach auch immer. Schon aus den ersten künstlerischen Arbeiten Bellings, Landschaften und Stillleben, spricht das Talent. Nach zehn Jahren im Kloster vertieften Aufenthalte in Köln und Salzburg sein figürliches Zeichnen und Porträtieren.
Gefördert von den Äbten


"Ich bin ein guter Handwerker. Und wenn man das gut macht, kann das zur Kunst ausarten", sagt er und schmunzelt. Alle Laacher Äbte hätten das honoriert und gefördert. Für den jetzigen Abt von Maria Laach, Benedikt Müntnich, zeigen Bellings Arbeiten, "dass Kunst im Kloster auch heute lebt". Dessen künstlerisches Schaffen erwachse fast selbstverständlich aus Gebet und Meditation. So kündeten sie "in unaufdringlicher, sehr diskreter Weise" von Gott.
Dafür bekam Belling auch 1978 einen eigenen Werkraum. Das Künstlerische und das Handwerkliche zeigt sich dort in Reliefs, Keramiken und Skulpturen, in Holzschnitten, Linolarbeiten und Aquarellen. Meist erzählen sie von den Geschichten der Bibel: Weihnachtsmotive, Christus am Kreuz, die Gestalten der Evangelien, Mariendarstellungen, Frauen bei Jesus, Jonas im Walfisch - und immer wieder die Heilige Familie. "Bildgestaltungen des Glaubens", lautete vor Jahren der Titel einer Maria Laacher Ausstellung. In Klöstern und Kirchen, nicht nur in Deutschland, finden sich solche Werke Bellings.
Der malende und schnitzende Mönch spricht von einem glücklichen, sehr zufriedenen Leben. Der Alltag im Kloster sei gewiss "genauso kompliziert oder unkompliziert wie draußen auch". Aber "wenn das Klosterleben nicht gewesen wäre, ich hätte es erfinden müssen. Weil ich hier das Religiöse mit dem Künstlerischen in Einklang bringen kann". Gelegentlich komme ihm mitten in der Kirche die Erkenntnis, wie er eine Arbeit ausführen müsse.
Archaisch anmutende Einfachheit und zugleich die Kraft von Form und Farbe, angelehnt an die mittelalterliche Romanik. Seine Art des Kunsthandwerks, so Belling, sei heute "vielleicht im Aussterben begriffen". Aber im Orden lebt sie, noch. Seit 20 Jahren gestaltet Belling des öfteren plastische Arbeiten gemeinsam mit Schwester Christophora, einer gut 25 Jahre jüngeren Benediktinerin aus dem Kloster St. Hildegard im Rheingau. KNA

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