Tenacious D in Luxemburg Ein bisschen Phallus ist immer – Tenacious D in der ausverkauften Rockhal in Esch

Esch/Alzette · Niveau – weshalb, warum? Tenacious D werden in der ausverkauften Rockhal gefeiert. Teilweise zu Recht.

 Phallus-Zeichner, Sänger, Comedian: Jack Black von Tenacious D. Kleines Bild: Kyle Gass.

Phallus-Zeichner, Sänger, Comedian: Jack Black von Tenacious D. Kleines Bild: Kyle Gass.

Foto: TV/Andreas Feichtner

„Über Sex kann man nur auf Englisch singen, allzu leicht kann’s im Deutschen peinlich klingen.“ Diese Weisheit von „Tocotronic“ ist ein Vierteljahrhundert alt und immer noch ziemlich wahr. Samstagabend zwischen über 6000 anderen Zuschauern in der ausverkauften Rockhal beim Tenacious-D-Konzert: Es mag auch ein bisschen peinlich sein, dass sich just dieses Trainingsjackenträger-Zitat ins Kopfkino verirrt. Schließlich ist auf der Leinwand gerade die Welt untergegangen. Zack, bumm, freckt. Wasserstoffbombe. Kritzelig gezeichnet von Sänger und Schauspieler Jack Black, der gemeinsam mit seinem Buddy Kyle Gass die Apokalypse in einer alten Kühltruhe überlebt. „Post-Apocalypto“ ist eine Art Konzeptalbum. Pink Floyds „The Wall“ läuft vor dem Konzert zur Einstimmung. Und die Variante des amerikanischen Rock-trifft-Comedy-Duos ist in puncto Ernsthaftigkeit und Tiefsinn ungefähr das Gegenteil.

Tenacious D – Black, Kyle Gass und Bandkollegen – spielen hinter einem transparenten Vorhang, auf den Cartoons projiziert werden. Ein bisschen Kino, ein bisschen Rock, ein Herz für Trash – so sieht der erste Teil des Auftritts in der Rockhal aus, der Peniswitz unter den Rockopern. In „Making Love“ wird die Wiederbevölkerung aktiv in Angriff genommen: Kopulation für die Re-Population. Reich bebildert von Jack Black höchstselbst, der in seinem Leben inzwischen wohl mehr Geschlechtsteile in allen Aggregatzuständen gezeichnet hat als Songs geschrieben. Allerlei Absonderliches taucht auf, das mutierte Hündchen „Hope“, ein Roboter aus der Zukunft, der Ku-Klux-Klan, Donald Trump. Am Ende wird trotzdem alles gut.

Sogar besser. Das gilt auf jeden Fall für die Stimmung in der Rockhal: Nach dem Ende des 45-minütigen, eher halbgaren „Post-Apocalypto“ fällt der Vorhang, Jack Black verspricht die größten Hits, beginnend mit „Rize of the Phoenix“ – und die kommen dann auch in der folgenden Stunde. Da zeigen „KG“ und „JB“, dass sie viel mehr draufhaben als manchmal doch arg pubertären Humor, der nur deshalb so gut zu ertragen ist, weil die beiden bestens über sich selbst lachen können. Jack Black ist nicht nur als Schauspieler eine große Nummer („High Fidelity“, „School of Rock“, „Schwer verliebt“), er ist auch ein ausgezeichneter Rocksänger.

 Kyle Gass. Foto: Andreas Feichtner

Kyle Gass. Foto: Andreas Feichtner

Foto: TV/Andreas Feichtner
 Jack Black von Tenacious D

Jack Black von Tenacious D

Foto: TV/Andreas Feichtner
 „Post-Apocalypto“ wurde in der Rockhal komplett aufgeführt - samt der YouTube-Cartoons.

„Post-Apocalypto“ wurde in der Rockhal komplett aufgeführt - samt der YouTube-Cartoons.

Foto: TV/Andreas Feichtner
 Ein, hm, Schmetterling, gezeichnet von Jack Black.

Ein, hm, Schmetterling, gezeichnet von Jack Black.

Foto: TV/Andreas Feichtner

Vor allem die 70er haben es Tenacious D angetan – in liebevollen Hommagen wie „Tribute“: Das ist eine Huldigung an den größten Song aller Zeiten, der ihnen aber im Text partout nicht mehr einfallen will. Oder die Ode an den „Metal“, der nicht totzukriegen ist, auch wenn es schon viele Genres versucht hatten: von Punkrock über New Wave bis Grunge. Auch ein Musiker aus der Großregion wird beim Konzert indirekt noch kurz verewigt: Frank Farian, der Mastermind hinter dem Duo Milli Vanilli, das vor über 30 Jahren mit „Girl you know it’s true“ den ersten weltweiten Hit hatte. Dass Rob und Fab damals nicht selbst gesungen haben, wurde zum Skandal. Bei Tenacious D mündet der Song „Master Exploder“ im „Girl you know it’s true“-Playback. Zum Abschluss gibt’s von den beiden nicht ganz gertenschlanken Gentlemen jenseits der 50 noch einen vertonten Lebensratschlag für die Jüngeren im Publikum (und das sind ungefähr alle) – im Song „Fuck her gently“. Würde auf Deutsch übel klingen.

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