Ein Buhrufer und zwei Stinkefinger

Trier · Die Zeit der saftigen Skandale mag ja vorbei sein. Aber was wäre Theater ohne große Gefühle, provokante Gesten oder jüngst: einen effenberg'schen Eklat.

Effenberg: Das war der Fußballer, dessen Stinkefinger 1994 ganz Deutschland in Wallung brachte. Nachdem Fans ihn ausgepfiffen hatten, reckte er ihnen den erigierten Mittelfinger entgegen. Und flog hochkant aus dem Kader.

Bariton László Lukács hingegen flogen in Trier nach eigenem Bekunden die Herzen des Publikums zu, als er diesem bei der ausverkauften Premiere von "Hoffmanns Erzählungen" am Samstag gleich zwei Stinkefinger zeigte. Was war da los? Nach der Aufführung, die TV-Reporter Martin Möller als Friedensfest beschreibt? Die Zuschauer: hellauf begeistert.

Doch dann ertönen plötzlich laute Rufe: Lukács wird ausgebuht. Von einem einzelnen Mann, wie der Bariton betont. Und zu Unrecht, wie Möller findet, dessen feines Gehör gefürchtet ist.

Lukács sagt, er wisse, wer da buhte: ein aus der Ferne angereister Sängerkollege! "Eine ekelhafte Intrige" nennt er das. Er habe instinktiv reagiert. Durch das Adrenalin sei man auf der Bühne nicht zurechnungsfähig. "Es war nicht richtig, aber ich bereue es nicht."

Das Publikum habe ihm auf die Schulter geklopft und den Buh-Mann von der Premierenfeier vertrieben. Nur die Theaterleitung, naja, die war nicht so froh. Und einige Besucher, die sich beim Oberbürgermeister beschwerten, auch nicht.

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