Ein cembalistischer Marathon nach Brandenburg

Trier · Beim Bach-Konzert in der Welschnonnenkirche in Trier stand Josef Still im Mittelpunkt.


Trier (mö) Alle Achtung! Da hatte Cembalist Josef Still im Benefiz-Konzert in Trier-Welschnonnen für sich ein mächtiges Paket geschnürt. In allen drei Bach-Kompositionen des Abends war Triers Domorganist der künstlerische Pol - optisch bescheiden im Hintergrund, aber musikalisch ganz im Mittelpunkt. Und das Fourier-Ensemble mit den Solistinnen Eleonora Biscevic, Traversflöte, Sarah Weins und Anne Dostert, Violine, und unter Dirigent Ulrich Krupp, es scharte sich um Still und sein warm und farbenreich klingendes Cembalo.
Es war das zweite Konzert der Benefiz-Reihe zugunsten der Trie-rer Welschnonnenkirche. Und erneut war es Anlass, sich bereichert und beglückt zu fühlen von diesem Johann Sebastian Bach und dessen musikalischer Vielfalt. Wie folgerichtig klingt sie im Nachhinein, obwohl sie vorher kaum einmal auszurechnen ist!
Still, Krupp und das gesamte Fourier-Ensemble - sie trafen den eigenen Tonfall jeder Bach-Komposition. Im Tripelkonzert a-Moll, vor allem im altertümlich auftretenden "Alle Breve"-Schlusssatz brachten sie die kantable, weit ausholende Melodik des jungen Bach zum Klingen. Dem d-Moll-Cembalokonzert, das im 19. Jahrhundert zu den meistgespielten Werken Bachs zählte, gaben sie eine "sprechende" Prägnanz mit. Immer wieder brilliert Still am Cembalo - vergleichsweise verhalten im Tripelkonzert, eindrucksvoll im d-Moll-Cembalokonzert. Wenn in den langsamen Sätzen das Orchester schweigt, dann entfalten die Solisten einen herrlichen, zart schimmernden Klangglanz. Und Still am Cembalo spielte und spielte unermüdlich.
Das wunderbare Brandenburgische Konzert Nr. 5 markierte dann den Abschluss im cembalistischen Marathon. Mag sein, dass sich der Ausdruckswille der Interpreten etwas zu einseitig in forschem Tempo und überstarken Akzenten niederschlug. Aber die Verbindung von Intimität und Virtuosität, die Bach in diesem Konzert so exemplarisch praktiziert, sie klang bei den Interpreten in jedem Takt mit. Und wenn der Komponist im ersten Satz das Ensemble Stück für Stück zurücknimmt und dem Cembalo Raum gibt für die große Kadenz, dann bringt Still technische Brillanz und musikalische Rhetorik eindringlich zusammen. Beim starken Schlussapplaus stand er im Mittelpunkt - eindeutig und völlig unbestritten.

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