Ein Dollar ist genug

Das war im April 1964 in den USA eine Sensation: Die Beatlesbelegten die ersten fünf Plätze der Hitparade und drückten damitihre Dominanz überdeutlich aus. So etwas würde sich niewiederholen, war die eindeutige Meinung aller Fachleute. Undjetzt? Zwar nicht in den USA, sondern in Japan belegen TakMatsumoto und Koshie Inaba, die sich B'z nennen, elf der erstenzwölf Plätze der Singlehitparade. Und in den LP-Charts stehen sieauf Platz 1 und 2. Was ist da passiert? In Deutschland ist DieterBohlen der King der Charts. Daniel Küblböck steht mit "You DriveMe Crazy" auf Platz 1, Alexander und "Take Me Tonight" auf Platz2 - beide Lieder stammen aus Bohlens Computer. Und als hätte ernicht genug zu tun, wurde auch gerade noch ein Album von ModernTalking veröffentlicht, das sofort auf Platz 2 der LP-Chartseinstieg. Modern Talking sind Dieter Bohlen und Bernd Weidungalias Thomas Anders, die seit 1985 Platten veröffentlichen undnun beim 12. Album angelangt sind. Woher kommt diese Dominanzeinzelner Interpreten? In der Hauptsache dürfte die Tatsachedaran schuld sein, dass so wenig Platten wie nie zuvor verkauftwerden. Einzelne Fan-Gruppen können heute die Verkaufs-Hitparadenaufmischen, was früher lediglich bei den Radio-Charts möglichwar. Über die Gründe des Niedergangs des Schallplattenverkaufsstreiten sich die Gelehrten. Die Industrie macht dieRadiolandschaft und das Internet dafür verantwortlich. DieGegenseite argumentiert mit der mangelnden Qualität des Angebots.Und während die Streithähne sich gegenseitig die Schuld in dieSchuhe schieben, reagieren andere. Madonna hat in den USA ihreneue Single "American Life" zum Runterladen ins Internetgestellt. Wer sie kaufen will, geht nicht mehr in denPlattenladen, sondern an seinen Computer. Bei madonna.com wirdder Titel als MP3 angeboten - zu einem Preis, der zwischen 49Cent und 1.49 Dollar liegt, je nach Anbieter. Fleetwood Macbieten den Titel "Peacekeeper" ebenfalls zum Dowloaden an - beideStücke sind inzwischen in den amerikanischen Singlecharts, ohneirgendwo über die Ladentheke gegangen zu sein. Damit machen sichMadonna und Fleetwood Mac vom Plattenhandel unabhängig -beschleunigen aber auch dessen Niedergang. Noch mehr Jugendlicheentdecken die Möglichkeit, sich die Titel aus dem Internet stattin den Läden zu besorgen. Und mal ehrlich: Ein Preis von rundeinem Dollar ist genug für eine Single. Ihr

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