Ein Epilog auf eine Ära?

TRIER. Wenn es nach der Theaterleitung geht, ist "Die Flamme von Paris" am kommenden Donnerstag Sergej Volobuyevs letzte Ballettproduktion. Der sieht das allerdings anders und kämpft um seine Position als Trierer Ballettchef.

Sergey Volobuyev wirkt wie ein gestürzter Monarch: getroffen, herabgesetzt, in seiner Würde beschädigt. Sein Vertrag beim Trierer Theater wird nicht verlängert. "Gestern ‚standig ovations', heute das Arbeitsamt". Nach 14 Jahren Dienst am Trierer Theater und damit ein Jahr vor Eintritt der Unkündbarkeit läuft Volobuyevs Vertrag zum Saisonende aus. Eigentlich hätte er schon Mitte 2004 ablaufen sollen. Doch ein Formfehler rettete den Ballettmeister in die nächste Spielzeit. Volobuyev klagte und gewann. Dass die Theaterleitung jetzt die Angelegenheit nach Möglichkeit fehlerfrei beenden würde, war also zu erwarten. Am kommenden Mittwoch soll auf einer Pressekonferenz der Nachfolger vorgestellt werden. Wenn es nach dem Theater geht, wird "Die Flamme von Paris" am kommenden Donnerstag, 24. Februar um 20 Uhr Volobuyevs letzte Trierer Produktion sein. Volobuyev hat sich bei seiner Inszenierung vom berühmten Delacroix-Gemälde "Die Freiheit führt das Volk an" inspirieren lassen und die Hauptgestalt des Gemäldes ins Ballett transponiert. Das und die Liebesgeschichte zwischen einem Revolutionär und einer Bauerntochter sind charakteristische Bruchstücke von den großen politischen Umwälzungen der Französischen Revolution. Die Musik dazu stammt von Boris Assafjew (1884-1949). Der bedeutende sowjetische Komponist und Musikwissenschaftler schrieb die Komposition auf der Grundlage französischer Revolutionsmusik 1932 in Leningrad. Nun mag man über den künstlerischen Sinn der Intendanz-Entscheidung trefflich streiten. Trotz deutlicher Kritik aus Fachkreisen haben Volobuyevs Produktionen nämlich immer die Zuschauerreihen im Großen Haus gefüllt. Andererseits ist es üblich, dass ein neuer Intendant die Führungsmannschaft und auch Teile des Ensembles austauscht. Intendant Gerhard Weber beruft sich gegenüber dem TV denn auch auf seine künstlerische Richtlinienkompetenz. Im November hat das Bühnenschiedsgericht in Frankfurt die Klage des Ballettchef abgewiesen. Der will Berufung einlegen. Ob er damit Erfolg hat, bleibt zweifelhaft. Dann wäre die "Flamme von Paris" tatsächlich ein Epilog auf die Ballett-Ära Volobuyev am Trierer Theater. Die Flamme von Paris. Tanztheater von Sergey B. Volobuyev. Musik von Boris Assafjew. Musikalische Leitung: Franz Brochhagen. Ausstattung: Manfred Breitenfellner. Mit dem Ballettensemble des Trierer Theaters. Premiere am Donnerstag, 24. Februar, 20 Uhr. Weitere Vorstellungen: 6., 11., 15., und 19. März. Karten: 0651-7181818

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