Ein fast unendlicher Vorrat an Farbe und Licht

Weißenseifen · Längere Zeit war nichts von ihm zu sehen. Jetzt erinnert eine Ausstellung in Weißenseifen verdienstvoll an den Maler und Grafiker Werner Seippel.

Weißenseifen. So kannten wir ihn: mit ungestümem Temperament, einer empfindsamen Seele und einem fast unendlichen Vorrat an Farbe und Licht im großen Speicher seines Gefühls. In diesen Tagen erinnert eine Ausstellung in der Galerie am Pi in Weißenseifen (Eifelkreis Bitburg-Prüm) an den 1917 geborenen Maler und Grafiker Werner Seippel, der über viele Jahre mit seiner Frau Ursula die Brückengalerie in Traben-Trarbach betrieb und danach bis 1988 das Cusanus Geburtshaus in Bernkastel-Kues leitete, wo er auch 1999 starb. Dass der gebürtige Frankfurter, der zu Lebzeiten das hiesige Kulturleben nachhaltig bereicherte und voranbrachte, jetzt in der bekannten Künstlersiedlung in der Eifel ausstellt, ist kein Zufall. War das Ehepaar Seippel doch über Jahrzehnte mit einer der prägendsten Persönlichkeiten des Kunstlebens dort befreundet, dem Bildhauer und Zeichner Albrecht Klauer-Simonis. Bei der Auswahl der Arbeiten habe sie deshalb auch darauf geachtet, einen Dialog mit den im Skulpturenpark hinterlassenen Werken des Künstlerfreundes herzustellen, berichtet Ursula Seippel. Tatsächlich wirkt der anheimelnde Galerieraum mit Seippels leuchtenden poetischen Arbeiten wie eine helle Seelenkammer, die sich gegen den Albtraum der düsteren zum Teil grotesken Bildwelten von Klauer-Simonis draußen verteidigt. In den gezeigten Arbeiten auf Papier wird der meisterliche Aquarellmaler Seippel gegenwärtig, aber auch der reiselustige Künstler, der unentwegt unterwegs war, selbst wenn er zu Hause arbeitete. Und noch eins hat Seippel wie wenig andere beherrscht: Immer wieder setzt er eindrucksvoll ins Bild, dass Farbe nicht anderes als der vielfältige Widerschein von Licht ist, für Seippel gleichermaßen das Licht seiner Außen- wie Innenwelt. Dass der umtriebige Künstler in Goethes Sinn nie reiste um anzukommen, wird einmal mehr in seiner Sprengmalerei deutlich, von der hier ebenfalls Arbeiten zu sehen sind. Das Verfahren aus Wachs und Farbe, das an Batik erinnert, entwickelte er in seinen späten Jahren. Dabei sind ausgesprochen poetische und ausdrucksstarke Blätter entstanden. er
Bis 15. Mai täglich 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 06594/883 / www.galerie-am-pi.de. Weißenseifen liegt an der L 16 zwischen Mürlenbach und Schönecken.

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