Ein gehauchtes Pianissimo mitten ins Herz

Trier · Dmitri Schostakowitsch ist einer der Großen in der russischen Musikwelt. Seine fünfte Sinfonie ist vielen Musikfreunden die bedeutendste. In Trier war sie auf jeden Fall der Höhepunkt eines Sinfoniekonzertes.

Trier. Rhythmischer Applaus von knapp 600 Konzertbesuchern und ein Dirigent, der seinen Konzertmeister glücklich und dankbar in den Arm nimmt. Das hat man nicht oft, aber beim achten Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier war dieses Ende berechtigt und verständlich. Schostakowitschs fünfte Sinfonie ist ein Parforceritt für Dirigent und Orchester gleichermaßen. Was der Trierer Klangkörper unter der Leitung von Generalmusikdirektor Victor Puhl leistete, war mehr als nur beeindruckend. Die Luft im Stadttheater knisterte vor lauter Spannung, die Puhl und seine Musiker aufbauten.
Ja, es wäre schön gewesen, ein größeres Orchester auf der Bühne zu sehen, einen satteren Streicherklang zu erleben. Hat Trier aber nicht, weshalb man dem, was man hier an klanglicher und musikalischer Intensität erleben konnte, noch mehr Hochachtung entgegenbringen muss. Schlicht großartig war die Präzision, mit der die Musiker Puhl folgten und das umsetzten, was er in bewährter Manier von ihnen forderte. Klanglich konnte man sich von einem packenden Fortissimo davontragen und ebenso von einem gehauchten Pianissimo mitten ins Herz treffen lassen.
Höchstleistungen verlangt


Die Anerkennung für diese Sinfonie musste umso größer sein, wenn man bedenkt, dass vor der Pause mit Richard Strauss\' "Don Quixote" und Maurice Ravels drei Liedern zu "Don Quichotte a Dulcinée" schon zwei Werke auf dem Programm standen, die dem Orchester Höchstleistung abverlangten. Die Strauss\'schen Variationen, op. 35, entbehren nicht einer gewissen Heiterkeit, die aber geprägt ist von vielen Bitterstoffen. Zusammen mit den vortrefflichen Solisten Ilan Schneider (Viola), Ithay Khen (Violoncello) und Konzertmeister Petar Entchev schälte Puhl die Zerrissenheit des Inhaltes heraus und an manchen Stellen musste einem das Lachen im Halse stecken bleiben. Ravels Chansons, nach Texten von Paul Morand, interpretierten die Philharmoniker zusammen mit dem künftigen Ensemblemitglied Amadeu Tasca. Hier war der einzige, winzige Wermutstropfen des Abends zu finden, denn in seiner Stimme hätte man gerne etwas mehr Weichheit gefunden.
Ein wenig melancholisch wurde es ganz am Ende des Konzertes. Das Orchester verabschiedete sich von seinem Solokontrabassisten Takashi Miura, der nach 37 Dienstjahren in den Ruhestand geht. Miura waren die Emotionen deutlich anzusehen, als M usiker und Publikum ihm mit langem Applaus für seine Arbeit dankten.

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