Ein großer Spaß

Bernkastel-Kues. Jocelyn B. Smith, spätestens seit ihrem Berliner Auftritt anlässlich des 11. September einem großen Publikum bekannt, gastierte im Rahmen der Mosel Festwochen in Bernkastel-Kues. Neben der ausgezeichneten Musik begeisterte sie auch mit viel Menschlichkeit ihr Publikum.

Soul und Blues sind nicht unbedingt Richtungen, die jeden Musikfreund erfreuen und ihm einen genussvollen Konzertabend bereiten. Es gibt aber Ausnahmen, die musikalisch so überzeugend sind, dass auch der Liebhaber von Johann Sebastian Bach oder Johannes Brahms kaum eine andere Möglichkeit hat, als in Begeisterung auszubrechen. Um so etwas zu erreichen, muss allerdings schon einiges geboten werden. Das Konzert von Jocelyn B. Smith in der Mosellandhalle auf dem Plateau in Bernkastel-Kues war eine solche Ausnahmeveranstaltung. Erste Klasse auf der Bühne

Unbekannt sind Smith und ihre Band in Deutschland keineswegs. Auch Volker Schlott (Saxophon), Henning Schmidt (Piano), der Schlagzeuger Thomas Alkier, der Gittarist Eric St. Laurent sowie H. D. Lorenz am Bass haben sich alle schon ihre internationalen Meriten verdient. Es war also eine erstklassige Besetzung, die sich auf der Bühne versammelt hatte. Mittelpunkt des Konzertes war natürlich Smith, die mit einer unglaublichen Gewandtheit ihre Stimme einsetzte. Für diese Frau scheint es keine stilistischen Grenzen zu geben. Ob im liebevollen Pianissimo oder als raumgreifende Röhre, ob in abgrundtiefen Altlagen oder in Höhen, bei denen man langsam Angst um die Gläser haben muss - Smith scheint alle Facetten mühelos zu beherrschen, hinterlässt den Eindruck, das Ganze mache ihr Spaß, sei für sie keine Arbeit. Wer eine solch große Bandbreite abdeckt, läuft natürlich Gefahr, dass die Inhalte seiner Vorträge in den Hintergrund rücken, weil es in erster Linie um die Präsentation der Stimme geht. Diesen Vorwurf kann man Smith jedoch nicht machen. Ob Mikis Theodorakis oder Gospelsongs, es kommt überzeugend von der Bühne. Keine Sekunde, in der man annehmen müsste, Jocelyn B. Smith glaubt nicht, was sie singt. Eher der Umkehrschluss trifft zu. Geprägt war der Abend darüber hinaus von musikalisch exzellentem Zusammenspiel. Die Musiker waren keine Statisten, die dem Star nur zuarbeiten, sondern Akteure, die eigene Akzente setzten, aufeinander hörten, sich die Bälle zuwarfen und insgesamt ein geschlossenes Bild ablieferten. Bei allen Superlativen, die für dieses Konzert zutrafen, es Menschelte auf äußerst angenehme Art und Weise. Immer wieder bezog Smith ihr Publikum in das Bühnengeschehen ein, ließ es mitwirken. Da gab es kaum noch jemanden, den es auf seinem Stuhl hielt. Einige Male ging sie ins Publikum. Höhepunkt dieses Miteinanders war, als Smith eine Gruppe von Kindern auf die Bühne holte und mit ihnen zum Grundrhythmus von "Go, tell it on the Mountain" tanzte. Wen jetzt der Funke dieser symphatischen Frau noch nicht erreicht hatte, für den war es zu spät. Einziger Wermutstropfen, der die uneingeschränkte Begeisterung bei manchem Zuhörer etwas dämpfte, war die Verstärkeranlage, die für einen Raum von mindestens doppelter Größe konzipiert war. Dies führte dazu, dass einige das Konzert in der Pause verließen. Etwas weniger wäre hier erheblich mehr gewesen.

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