Ein Großprojekt als Erfolgsgeschichte

Musik von Mendelssohn Bartholdy, Mozart und Tschaikowsky und über 90 Nachwuchsmusiker der Extraklasse: Das sind die Bestandteile eines Sinfoniekonzerts, das zu einem besonderen Erlebnis wurde.

Trier. Draußen oder drinnen? Das war die große Frage, die Hermann Lewen, Intendant des Mosel Musikfestivals, vor dem Konzert des Landesjugendorchesters Rheinland Pfalz (LJO) zu entscheiden hatte. Die Prognosen für einen Abend im Innenhof des Kurfürstlichen Palais, wie ursprünglich geplant, waren denkbar schlecht. Sogar von Unwetter war im Vorfeld die Rede, doch dann war es im entscheidenden Moment trocken und warm.

Lewen sagte dazu im TV-Gespräch: "Es wäre den jungen Musikerinnen und Musikern gegenüber unverantwortlich gewesen, in den Innenhof zu gehen und die Gefahr in Kauf zu nehmen, dass der Abend nach einer halben Stunde abgebrochen werden muss. Die Jugendlichen haben sich zwei Wochen lang mit Herzblut auf dieses Konzert vorbereitet. Da bin ich es ihnen schuldig, kein Risiko einzugehen."

Mit Applaus signalisierten die rund 800 Konzertbesucher in der ehemaligen Abteikirche St. Maximin Verständnis für den Beschluss, der auch von der Orchesterleitung mit getragen wurde.

Über 90 junge Menschen aus Rheinland-Pfalz bilden derzeit das schon 1973 gegründete LJO, zwölf davon kommen aus der Großregion Trier. Dass mit diesem Klangkörper eine musikalische Erfolgsgeschichte des Landes Rheinland-Pfalz geschrieben wurde und wird, zeigte sich auch wieder beim jüngsten Trie rer Abend. Was das LJO unter der Leitung von Hermann Bäumer, Generalmusikdirektor in Osnabrück, zu bieten hatte, ist erstklassig und würde manchem professionellen Orchester gut zu Gesicht stehen. Präzision, die kaum einmal Wünsche offen ließ und eine unbändige Energie, die durch Bäumer nicht gezügelt, aber in die richtigen Bahnen gelenkt wurde, kennzeichneten ein Konzert, dass man guten Gewissens als ein Erlebnis bezeichnen konnte.

Profitieren konnte davon am Anfang die Ouvertüre zu "Ruy Blas" von Felix Mendelssohn Bartholdy. Exakt setzte das LJO das Notenbild genau in die Klangsprache um, wegen der Mendelssohns Musik bis heute so beliebt ist. Kraftvoll, aber auch weich, energisch, aber auch anschmiegsam. Erheblich kleiner in der Besetzung, aber nicht weniger eindrücklich ging es danach weiter mit Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Horn und Orchester in Es-Dur. Als Solistin agierte hier Hanna Sieber, selbst ehemaliges Mitglied des LJO. Optimal ergänzten sich hier Solistin und Orchester und zeigten, wie frisch, lebendig und aktuell dieses Stück (KV 417) ist.

Zweifelsfreier Höhepunkt des Abends jedoch war nach der Pause Peter Tschaikowskys h-Moll-Sinfonie, der "Pathétique". Eine Abschiedssinfonie für ein Jugendorchester? Musik, die an das Ende gemahnt für junge Leute, deren Leben gerade erst begonnen hat? Beim LJO war das Opus 74 genau in den richtigen Händen. Natürlich begeisterten der erste und vor allem der virtuose dritte Satz, aber mit welch inniger Schönheit, mit welcher Tiefe wurde der Finalsatz in Klang umgesetzt. Einen besseren Sachwalter hätte Tschaikowsky sich nicht wünschen können. Es ist fast müßig, zu erwähnen, dass begeisterter Applaus das Ende dieses Abends markierte.

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