Ein Hauch von Ferienstimmung

Luxemburg · Am Ende wird\'s laut und poppig. Zur Feier der ablaufenden Saison hat die Luxemburger Philharmonie Stars der DJ-Szene aufgeboten, darunter Hip-Hopper Afrika Bambaataa und den dreifachen Grammy-Preisträger Kenny Dope. Dagegen nimmt sich das "klassische" Programm eher unauffällig aus.

 Mitte der 90er beim „Podium junger Künstler“ in Trier entdeckt, gastiert Francesco Tristano heute in der Philharmonie. Foto: Festival Echternach

Mitte der 90er beim „Podium junger Künstler“ in Trier entdeckt, gastiert Francesco Tristano heute in der Philharmonie. Foto: Festival Echternach

 Isabelle Faust. Foto: Philharmonie

Isabelle Faust. Foto: Philharmonie

Luxemburg. Im Juni schleicht sich meist ein Hauch von Ferienstimmung in die Musikprogramme ein. Auch das Programm der Luxemburger Philharmonie lockt vor allem mit dem spektakulären Abschluss, der "End-of-season Party", zu der sich prominente DJs wie Afrika Bambaataa und Kenny Dope angekündigt haben und die zweifellos die gewünschten Attacken aufs Trommelfell liefern wird (29. Juni). Im Übrigen hält es das Konzerthaus in diesem Monat mit den leisen Tönen. Sogar das Konzert zum diamantenen Thronjubiläum der Queen verbreitet mit der Academy of Ancient Music und einem Händel-Programm nur intime Festlichkeit (7. Juni), und Bob McFerrin und Chick Corea (17. Juni) bestechen nicht mit krachendem Sound, sondern mit gepflegter Zweisamkeit. Übrigens könnte sich für das ausverkaufte Special "Keine Angst vor Jazz", das einige Tage vorher (11. Juni) in der neuen Reihe "2xhören" stattfindet, der Gang zur Abendkasse lohnen.
Im ersten echten Sommermonat lockt die Philharmonie nicht mit den großen Namen, sondern leuchtet die Nischen des Musikbetriebs aus. Wer klassische Moderne erleben will - Kelterborn, Carter Birtwistle und Holliger - wird bei den Swiss Chamber Solists unter Heinz Holliger bestens bedient (5. Juni). Das Artemis-Quartett tritt nicht nur mit Haydn und Schubert auf, sondern auch mit einer Komposition des renommierten Zeitgenossen Henri Dutilleux (6. Juni). Ein Ensemble mit Geigerin Isabelle Faust an der Spitze setzt sich für Dvoráks selten gespielte Tschechische Suite und Schuberts Oktett ein (8. Juni). Und das Preisträger-Konzert des renommierten Wettbewerbs "Reine Elisabeth" im Rahmen der Echternacher Festspiele ist immer wieder für positive Überraschungen gut (28. Juni).
Auch zwei Beinahe-Geheimtipps sind im Angebot. In der Reihe "Rising Stars" spielen Cellist Jakob Koranyi und Pianist Simon Crawford-Phillips Duos von Brahms, Martinu, Britten und Stardirigent Esa-Pekka Salonen (12. Juni). Und zum Start in den Konzertmonat (4. Juni) erproben Francesco Tristano am Klavier und Moritz von Oswald mit Elektronik unter dem Titel "bachCage" den Spagat zwischen der Musik des Thomaskantors und des amerikanischen Experimental-Genies - gleichfalls im Rahmen des Echternach-Festivals. Bei erinnerungsfreudigen Trierern könnte dabei ein Anflug von Nostalgie aufkommen.
Der Luxemburger Francesco Tristano, bürgerlich Francesco Schlimé, erwies sich Mitte der 1990er beim "Podium junger Künstler" im Kurfürstlichen Palais als pianistische Höchstbegabung und erspielte sich die Aufmerksamkeit des damaligen Trie rer Generalmusikdirektors Istvan Dénes. Der lud Schlimé zum Auftritt mit dem Städtischen Orchester ein. Titel des Konzerts: "Virtuosen von morgen".
Beginn der Konzerte: 20 Uhr. Karten: (00352) 2632 2632, www.philharmonie.lu

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