Konzert Ein Hobbit in der Arena
Trier · Billy Boyd alias Pippin hat mit dem Tolkien Ensemble die Geschichte „Der Herr der Ringe“ in der Trierer Arena aufgeführt.
Es war an einem Freitag nach Ende eines Drehtages von „Der Herr der Ringe“. Nach dem Abendessen ging Billy Boyd, der in der Trilogie den Hobbit Pippin spielt, mit ein paar Leuten in eine Karaoke-Bar in Wellington. Nach ein paar Bier sang er „Delilah“ von Tom Jones. Die Drehbuchautoren, die auch da waren, mochten seinen Gesang. Am Montag sagten sie ihm, dass sie sich mehr Lieder für den Film wünschten. Tolkien habe viele Lieder geschrieben, ob ihn das inspirieren würde, selber ein Hobbit-Lied zu komponieren und selbst zu singen. Boyd sagte sofort zu und schrieb in zwei Tagen einen Hit. In einem Interview sagte er: „Ich stellte mir ein keltisches Lied vor, eines, bei dem man an Schottland denkt, untermalt mit keltischen Melodien. Ein Lied, wie es mir mein Großvater früher vorgesungen hatte.“
Am Sonntag sang Billy Boyd das Lied „Edge Of Night“ in der Trierer Arena beim Der Herr der Ringe und der Hobbit-Konzert. Nur er. Ohne Begleitung des rund 100-köpfigen Sinfonie-Orchesters Tolkien Ensemble. Vorsichtig begann er die Zeilen zu singen wie in der Thronhalle Denethors: „Home is behind, the world ahead, And there are many paths to tread. Through shadows to the edge of night, Until the stars are all alight.“ Andächtige Stille unter den 1300 Zuschauern. Gut zwei Stunden ging die Aufführung mit Welterfolgen von Oscar-Preisträger Howard Shore, Annie Lennox, Enya und Ed Sheeran. Es war aber nicht nur ein Konzert. Boyd trat immer wieder ans Pult heran und erzählte in kurzen Abschnitten die Geschichte des „Herrn der Ringe“. Auf der Leinwand von Bilden, Gemälden und Zeichnungen ergänzt.
Das Orchester war sehr eingespielt und überzeugte mit einer makellosen und kraftvollen Darbietung. Dazu traten mehrere Solo-Sänger und -Sängerinnen auf und sangen Elbenlieder oder irisch anmutende Pubsongs. Abgerundet wurde es von einem Chor, der die epischen Passagen sang, etwa wenn es in der Geschichte um Schlachten ging. Der prägende Charakter des Abends war jedoch der eines irischen Festes.
Ursprünglich hätte das Konzert im Amphitheater sein sollen, doch das Wetter war dafür leider nicht gut genug. An einem Sommerabend im Amphitheater wäre es noch einmal eindrucksvoller gewesen. Auch sonst tritt das Ensemble meist vor Kulissen wie Schlössern auf.
Das Tolkien Ensemble gibt es bereits seit 1995. Der Däne Caspar Reiff hat es gegründet. Zu sechst waren sie zu Beginn. Reiff, der vorher an der Royal Danish Academy of Music tätig war, hat das Werk von Tolkien musikalisch interpretiert – nachdem er die Tolkien-Familie um Erlaubnis gefragt hat. Neben Werken von Howard Shore, der die Oscar prämierte Musik für die Filmtrilogie „Der Herr der Ringe“ und „Der kleine Hobbit“ komponiert hat, sind viele Kompositionen von Reiff an dem Abend zu hören. Dirigent war der Weißrusse Yuri Karavaev, der zuvor unter anderem das Belarusian State Philharmonic Orchestra dirigiert hat.
Boyd ist seit Weihnachten mit an Bord und hat großen Spaß. So etwas ist für ihn nicht neu. Er ist schon mit dem Scottish National Orchestra aufgetreten und singt in der Band Beecake. Reiff freut sich, Boyd dabei zu haben. Bei früheren Auftritten war etwa Christopher Lee alias Saruman dabei. „Es ist ein anderes Gefühl im Publikum, wenn ein Zauberer auf der Bühne steht“, sagt Reiff. Bei Lee sei das Publikum ehrfürchtiger gewesen, bei Pippin fröhlicher. Am Ende gab es drei Mal stehende Ovationen.