Ein Klavier geht auf Reisen

Daun · Starpianist Justus Frantz hat am Samstagabend etwa 200 Zuschauer im Forum Daun Mozarts Fahrt von Salzburg nach Paris nacherleben lassen. Dabei glänzte der 68-Jährige sowohl als Musiker, aber auch als begnadeter Moderator und Erzähler.

Daun. Wolfgang Amadeus Mozart und Justus Frantz - zwei Weltstars auf der Bühne des Forums Daun. Dennoch bleiben an diesem Abend viele Stühle im Forum Daun leer. Ohne den sonst üblichen Massenandrang bei Klavierabenden von Justus Frantz gewinnt die Veranstaltung eine lockere, fast intime Atmosphäre.
Frantz, seit mehr als dreißig Jahren ein international erfolgreicher Pianist und Dirigent, ist ein Mozart-Kenner besonderer Güte. Vielleicht treffen sich hier verwandte Seelen, denn wie Mozart war auch Frantz ein Wunderkind, das, noch bevor es lesen und schreiben lernte, Klavier spielen konnte. Vielleicht hat diese Ähnlichkeit den 68-Jährigen - einen der wenigen Weltstars der Klassischen Musik - dazu geführt, sich Zeit seines Lebens mit dem Genie aus Salzburg zu beschäftigen. "Mozarts Reise nach Paris war gleichzeitig sein Weg in die Unabhängigkeit", beginnt Justus Frantz. "Es war die Zeit, in der seine großen Klaviersonaten entstanden." Man merkt hier bereits: An diesem Abend wird das ehrfürchtig lauschende Publikum tief in die Materie eintauchen und einen besonderen Einblick in das Mysterium Mozart erhalten.
Ganz so trocken, wie die Einleitung vermuten lässt, geht es dann doch nicht weiter: Justus Frantz ist ein begnadeter Erzähler und schmückt die Geschichte um Mozarts Reise nach Paris mit etlichen Anekdoten aus. Es wird viel gelacht und applaudiert. Zwischendurch springt Frantz immer wieder hinter den schwarzen Flügel und spielt einige Töne an, wie um seine Aussagen zu Mozarts Seelenzustand vor der großen Fahrt zu untermauern. "Man kann sich vorstellen, wie es für ihn gewesen sein muss, ohne den Übervater in die weite Welt auszubrechen", erzählt Frantz. Die Sonate in F-Dur, die in dieser Zeit entstand, nennt Frantz die "Aufbruchs- und Reisesonate". "Mozart beschreibt eine Welt, deren Horizont keine Begrenzung, sondern unendliche Möglichkeiten darstellt", sagt der Pianist.
Schwebend und schwerelos


Es gibt nicht wenige Musikexperten, die der Ansicht sind, dass Mozarts Sonaten technisch nicht allzu anspruchsvoll sind. Der Interpret Justus Frantz lässt die Kompositionen gekonnt schwebend und schwerelos klingen - denn das ist die wahre Schwierigkeit. Erst dann entfalten die Melodien von Wolfgang Amadeus Mozart ihren besonderen Zauber. Bis heute hat seine Musik keinen Staub angesetzt, manche Passagen tönen so modern, als wären sie gestern geschrieben. Justus Frantz spielt die Sonaten in F-Dur (KV 332), a-Moll (KV 310) und A-Dur (KV 331), in denen minutenlang die Melodien überquellen und ineinander fließen, ohne Notenblatt - verträumt lächelnd bei lieblichen Passagen, mit den Füßen stampfend, wenn mächtige Akkorde aus dem Flügel hervorbrechen.
"Die Klavierabende mit Justus Frantz sind immer etwas Besonderes", sagen Heinz und Ursula Quasigrosch aus Jünkerath in der Pause. "Er ist einfach ein großartiger Pianist."
Frantz überzeugt in Daun als Musiker und als Moderator - wer weiß, ob der Abend bei ausverkauftem Saal anders verlaufen wäre.

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