Ein Leben für den Jazz

Trier · Einen großen Besucheransturm hat das vom Jazzclub EuroCore veranstaltete Konzert des Quartetts Powerslide aus Weimar in der Tufa Trier ausgelöst. Denn mit dessen Frontmann, dem Posaunisten Michael Trierweiler, war eine einst prägende Figur der Trierer Jazzszene zu Gast.

Trier. Unter welchem Stern dieser Abend steht, ist eigentlich schon klar, als der Vorsitzende des Jazzclubs EuroCore, Thomas Schmitt, Powerslide, besonders aber Michael Trierweiler, im brechend vollen kleinen Saal der Tufa Trier begrüßt: "Er war es, der mir einst gesagt hat: ,Geh doch mal zu Joe Schwarz in den Hamburger Hof, da gibt\'s guten Jazz.\' Und so fing alles an."
Im durchweg reiferen Publikum wird zustimmend genickt. Manche waren dabei, als damals, Ende der 1970er, aufbauend auf der zuvor von Trierweiler mitinitiierten Interessengemeinschaft Trierer Jazzfreunde der Jazz-Club Trier gegründet wurde. Und wohl die meisten haben intensiv Trierweilers durch Auftritte und Vereinsengagement geprägte Konzertära an den Orten Schießgraben und Aalkasten miterlebt.
Auch der inzwischen 60-jährige und in Weimar lebende Posaunist blickt zurück, spielt "Sweet Georgia Brown" - ein Stück, an dem er sich als 14-jähriger Posaunen-Neuling im Trierer Jazzkeller "Eimer" versucht hat, um seinem Idol Chris Barber nachzueifern. "Ja, was waren das Zeiten!", ruft ihm ein Zuhörer zu.

Gelöste Atmosphäre


In solchermaßen gelöster Atmos phäre entwickelt sich dann ein richtiges Gute-Laune-Konzert. Das Quartett bringt bekannte und gern gehörte Stücke wie "Shortcake" von J. J. Johnson, den Standard "My Romance", die Casablanca-Filmmusik "As Time Goes By" oder den Gospeltitel "When the Saints Go Marching In" in mitreißenden Swing- oder Latin-Arrangements zu Gehör.
Trierweilers Begleittrio aus von Jazzgrößen gefragten Sidemen glänzt durch hohe Professionalität. Vom Publikum gefeiert wird Pianist Volker Braun, der mit filigranen Soli, die oft klassische Themen einflechten, Akzente setzt. Nicht minder groß fällt der Applaus für Bassist Andreas Buchmann aus, dem unter anderem ein raffiniertes Arrangement von "Yesterdays" zu verdanken ist. Und auch Drummer Jan Roth findet mit seiner lässig-eleganten Art der Rhythmusgestaltung sehr viel Anklang.
Trierweiler selbst ist ein bisschen anzumerken, dass er in die Jahre gekommen ist, sein Posaunenspiel ist nicht mehr so wild und kraftvoll wie früher oder gar so experimentell wie zu Zeiten der Zusammenarbeit mit Albert Mangelsdorff. Doch das kommt besonders balladesken Stücken zugute, die er ruhig, weich und mit viel Gefühl interpretiert. Zweimal jedoch läuft er zu alter Hochform auf: im komplexen Cole-Porter-Stück "I Love You" und in der fetzigen Duke-Ellington-Nummer "Caravan". "Wie damals im Schießgraben", munkelt jemand.
Mit warmen Worten und der Erfüllung des Hörerwunschs "Autumn Leaves" bedankt sich Trierweiler sichtlich gerührt, dass man ihn nicht vergessen hat. "Ein schöner Abend für die Erinnerung" bilanziert ein Jazz-Club-Mitglied erster Stunde.

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