Ein Mann, der bewegte

TRIER. Er war eine feste Größe in der regionalen Musik-Szene und hat die städtische Musikschule begründet. Karl Berg starb am Freitag im Alter von 81 Jahren.

Es waren vielleicht seine schönsten Momente, wenn sich Hunderte um ihn herum versammelten, um gemeinsam zu singen. Weitab von Gotthilf-Fischer-Trivialität motivierte Karl Berg Menschen, singend Neues zu entdecken, bei sich und anderen. Es ist kein Zufall, dass er mit seinem legendären "Offenen Singen" noch stärker im Gedächtnis der Stadt Trier und ihrer Bewohner eingeprägt ist als mit den vielen anderen Initiativen, die er dem regionalen Musikleben schenkte: Die Musikschule, den Spee-Chor, den Uni-Chor, die festlichen Musiktage, die internationalen Meisterkurse. Das Anliegen, "normale Menschen" (im heutigen Soziologen-Kauderwelsch würde man sagen: musikfremde Schichten) in vielfältiger Weise an den Gesang und die Musik heranzuführen, war dem gelernten Lehrer ein elementares Bedürfnis. Was er bewegte, bewegte er meist an Institutionen vorbei. Die Musikschule, die er Mitte der 60er Jahre gründete und der er ein Vierteljahrhundert vorstand, war seine ureigene Angelegenheit, obwohl sie ab 1971 als städtische Einrichtung firmierte. Seine bisweilen knorrige Eigenwilligkeit passte in kein Verwaltungskorsett. Er war ein Motivator und Begeisterer, aber er war kein diplomatisch gewandter Strippenzieher. Vielleicht musste er deshalb auch erleben, dass die Festlichen Musiktage, zuvor Höhepunkte im Trierer Musikleben, nach seinem Rückzug recht schnöde in der Versenkung verschwanden. Er setzte Akzente, in jeder Hinsicht. Zu Zeiten, da das Amphitheater für Veranstaltungen noch tabu war, gelang es ihm, ein bis heute sagenumwobenes Konzert zu arrangieren, das mit "Carmina Burana", dargeboten vom Spee- und Universitätschor, 7000 Besucher in die antike Stätte lockte. Es war ein unüberhörbarer, später immer wieder zitierter Startschuss für die Wiederbelebung der römischen Baudenkmäler, die später in den Antikenfestspielen ihre Fortsetzung fand. Dem Musikleben der Stadt galt auch im Ruhestand seine Aufmerksamkeit - aber ebenso den jungen Talenten in seiner eigenen Familie. Karl Berg starb am letzten Freitag im Alter von 81 Jahren. Dieter Lintz

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