Ein-Mann-Show eines Originals

Trier · Zweieinhalb Stunden lang hat der fränkische Kabarettist Matthias Egersdörfer 100 Zuschauer im ausverkauften kleinen Saal der Tufa zum Lachen gebracht. Sein Programm "Vom Ding her" mixte Autobiografisches und Fabuliertes zu einer aberwitzigen Geschichte, die er gewohnt grantig vortrug.

 Trägt seinen Missmut zur Schau und brüllt ihn gerne hinaus: Matthias Egersdörfer in der Tufa Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Trägt seinen Missmut zur Schau und brüllt ihn gerne hinaus: Matthias Egersdörfer in der Tufa Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Matthias Egersdörfers Markenzeichen sind ein trotzig-missmutiger Gesichtsausdruck und sein Hang, Dinge herauszubrüllen. Am Anfang seines Programms zeigt er sich jedoch überraschend sanftmütig. Da erzählt er von seinem kleinen täglichen Glück, dem Genuss des Morgenkaffees. Aber heile Welt hat bei Egersdörfer nicht lange Bestand, bald schon gibt es Anlass für die erste Brüllattacke. Sie richtet sich gegen die italienische Müllmafia, die deutschen "Trotteln" gehäckselte Abfälle als Kaffeepulver unterschiebt. So nämlich erklärt sich Egersdörfer, dass ihm nach seinem Ritual plötzlich übel ist, ja dass er sogar halluziniert.
Ab jetzt entwickelt sich eine aberwitzige Geschichte, die über 180 Minuten vom Hölzchen aufs Stöckchen, aber auch immer wieder zum roten Faden zurückkommt und genauso lang die Lachmuskeln strapaziert. Da wechseln blühender Fantasie entsprungene Episoden, zum Beispiel Egersdörfers Verwandlung in einen Karpfen, mit Rückblenden in die Kindheit und Jugend des Kabarettisten.
In der markigen, blumigen und plastischen Ausdrucksweise seines fränkischen Dialekts schafft er Bilder voller Situationskomik. Man sieht ihn förmlich als dickliches Kind in Strumpfhosen spielend auf dem Boden rutschen oder sich brüllend gegen stimmgewaltigere weibliche Familienmitglieder zur Wehr setzen. Man begleitet ihn beim Klau von Thomas Bernhard Büchern in Nürnberg oder seinen ersten Haschpfeifchen als Zivi in Hamburg.
Stets lässt Egersdörfer Selbstironie walten, wirft sich seinem Publikum in Äußerungen wie: "Do schaaudn an, den dicken Knödel, hat nix Gscheides gelernt, deshalb erzählt er uns blöde Gschichden, die Saau", regelrecht zum Fraß vor. Nicht weniger zimperlich geht er mit einzelnen Zuschauern um, die schon mal eine Beleidigung einstecken müssen. In cholerischen Ausbrüchen überschreitet er gerne Geschmacksgrenzen, breitet unappetitliche Bilder wie die von Exkrementen-Flecken an weißen Saunabademänteln aus.
Politische oder gesellschaftskritische Aussagen fehlen, es ist die Ein-Mann-Show eines unnachahmlichen Originals. Nach der gebrüllten Schlusspointe, dass einfach die Milch im Kaffee sauer war, bilanziert Egersdörfer trocken: "Jetzt ist es Stunden um gar nichts gegangen". Mag sein, aber das sehr unterhaltsam. ae

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