Ein Meister auf Heimatbesuch

Trier-Ehrang · Mit der Unterstützung des Kammersängers Franz Grundheber hat der Männergesangsverein Ehrang am Freitag ein außergewöhnlich bewegendes Festkonzert zur Feier seines 135-jährigen Bestehens zelebriert, das dem Publikum Tränen der Rührung in die Augen getrieben hat.

 Überragende Technik alter Schule und ein außergewöhnliches Talent: Franz Grundheber und der Männergesangsverein Rheinland Ehrang. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Überragende Technik alter Schule und ein außergewöhnliches Talent: Franz Grundheber und der Männergesangsverein Rheinland Ehrang. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Foto: Dirk Tenbrock (DT) ("TV-Upload Tenbrock"

Trier-Ehrang. Der Mann ist ein Phänomen! Beim Festkonzert anlässlich des 135-jährigen Bestehens des Männergesangsvereins Rheinland Ehrang (MGV) steht der weltberühmte Kammersänger Franz Grundheber im Focus der Aufmerksamkeit, als gebürtiger Trierer ist er das Aushängeschild der Stadt und prominentester Unterstützer des MGV. Und was der mittlerweile 77-jährige Ausnahme-Bariton zu leisten im Stande ist, treibt den Zuhörern in der mit über 750 Zuschauern rappelvollen Pfarrkirche St. Peter in Ehrang kalte Schauer über den Rücken und Tränen in die Augen.
Eine Jahrhundert-Stimme, die manch jüngeren Gesangsstar verblassen lässt. Seine überragende Technik alter Schule und sein außergewöhnliches Talent, gepaart mit unermüdlicher Arbeit an den ganz großen Opernhäusern dieser Welt, hält Franz Grundheber offensichtlich jung und seine Stimme frisch. In diesem Jahr tritt er unter anderem in Paris, Amsterdam und an der New Yorker Met auf.
Was der MGV zu seinem Jubiläum auf die Bühne bringt, ist spektakulär. Neben Grundheber glänzt der über 50-köpfige Chor mit einem blitzsauberen Klangbild und maskuliner Kraftentfaltung, auch die leiseren und geistlichen Passagen gelingen den Mannen um ihren musikalischen Direktor Reinhold Neisius ganz ausgezeichnet. Dieser bezeichnet den Chor in einer launigen Ansprache später als seine Ehranger "Sängerknaben", das sagt alles über die hervorragende Stimmung des Ensembles in seinem 136. Jahr.
Hochklassige Unterstützung haben die Moselaner auch im Philharmonischen Orchester der Stadt Trier unter der Leitung des 1. Kapellmeisters Jongbae Jee. Darüber hinaus stehen Eva Leonardy (Sopran) und Horst Lorig (Bass) auf dem Podium, die ihre Partien mit Bravour meistern, schwer genug im Schatten des Meisters.
Die Programmzusammenstellung, mit aus vorherigen Konzerten bewährten Klassikern, ist ein Glücksfall: Alle Beteiligten können sich angemessen präsentieren, allein Grundheber ist mit sechs teilweise umfangreichen Partien vertreten; unfassbar ist, mit welcher Energie er diese Aufgabe meistert. Musikalischer Höhepunkt und emotionale Essenz ist die Arie "Nemico della Patria" aus der Oper "André Chenier" über die Auslieferung eines Freundes als vermeintlichem Vaterlandsverräter. Das geht tief unter die Haut! Voller Spannung zeichnet Grundheber hier das Bild eines zerrissenen Charakters, ohne dass die Zuhörer auch nur ein Wort verstehen müssten. Dabei ist seine klare Artikulation außergewöhnlich differenziert und bis in den letzten Winkel verständlich.
Eingerahmt von Webers Freischütz-Ouvertüre und dem berührenden Pilgerchor aus Wagners Tannhäuser gibt es geistliche und weltliche Literatur, die teilweise hohe Anforderungen an die Musiker stellt. Diese werden jedoch ganz und gar beglückend erfüllt.
Das Publikum dankt mit stehenden Ovationen und zahlreichen Bravos, ein gerührter Franz Grundheber steht nicht vor dem Ensemble, sondern mittendrin. Der bescheidene und alterslose Weltstar weiß eben, wo er herkommt. Und mit ein wenig Wohlwollen "von oben" sind wir sicher, dass der Franz aus Ehrang auch zum 140. Jubiläum wieder an gleicher Stelle singen wird. Daumen drücken!Extra

"Es ist mir eine große Freude, dem Kammersänger Franz-Josef Grundheber als gebürtigem Trierer heute die Peter-Cornelius-Plakette zu überreichen", sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Trier. Die Auszeichnung wird als Anerkennung langjähriger und besonderer Verdienste um die Musik von der Ministerin für Kultur des Landes Rheinland-Pfalz verliehen. Dreyer nannte es einen glücklichen Zufall, der Grundheber dazu bewogen habe, Gesang zu studieren und Opernsänger zu werden. Darauf sei nicht nur Trier, sondern ganz Rheinland-Pfalz stolz. Franz-Josef Grundheber sei seit 40 Jahren in Hamburg zu Hause, habe aber seine Wurzeln in Trier nicht vergessen. Nach Stationen an der Indiana University in Bloomington und an der Music Academy of the West in Santa Barbara hat Grundheber sein erstes Engagement 1966 nach Hamburg geführt. Bis 1988 war er festes Ensemblemitglied in der Hansestadt, wo er rund 150 Rollen interpretiert und an zehn Uraufführungen mitgewirkt hat. Grundhebers langjährige Verbindung zur Hamburger Staatsoper wurde mit der Ernennung zum Kammersänger im Jahr 1986 und zum 40. Bühnenjubiläum im Jahr 2006 mit der Ehrenmitgliedschaft des Hauses gewürdigt. Der Bariton hat an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt gesungen: Los Angeles, Paris, London, Mailand, Rom, Tokyo oder New York. Seit fast 40 Jahren ist er auch der Wiener Staatsoper künstlerisch verbunden. red

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