Ein Meisterwerk meisterhaft interpretiert
Alljährlich zum Tag der Orgelweihe veranstaltet die Pfarrei St. Antonius ein Konzert, das durch seine zeitliche Lage immer einen adventlichen und weihnachtlichen Charakter hat. In diesem Jahr bestimmten Orgel- und Oboenklänge den Abend.
Trier. Die Oboe ist ein Blasinstrument, das sich als Partnerin einer Orgel hervorragend eignet. Diese Erfahrung konnte man in der Pfarrkirche St. Antonius machen. Durchaus glänzend und hervortretend ist ihr Klang, aber zugleich auch anschmiegsam; er integriert sich in das akustische Gesamtbild. So war es sehr ansprechend, was der junge Oboist Lorenz Rommelspacher zusammen mit seinem Vater, dem Trierer Domkapellmeister Stephan Rommelspacher, dem Publikum zu bieten hatte. Ein rundes Bild ergaben etwa die Fantasien in g-Moll und F-Dur von Johann Ludwig Krebs, dem Meisterschüler von Johann Sebastian Bach, in denen Lorenz Rommelspacher weiche, ausdrucksvolle Linien zeichnete. Nicht nur hier, sondern auch im "Abendlied" aus Joseph Gabriel Rheinbergers Opus 150 und in der "Melodia" aus Max Regers Opus 63 konnte der junge Bläser besonders durch ein ambitioniertes Piano beeindrucken, das präsent und gefühlvoll im Ausdruck und zugleich sauber in der Technik war.
Die Qualitäten, mit denen der Domkapellmeister als Organist aufwarten kann, sind hinlänglich bekannt, und so war es eigentlich keine Überraschung, dass seine solistischen Beiträge kaum Wünsche offen ließen. Strahlend und würdevoll erklang zur Eröffnung des Abends Bachs Präludium und Fuge C-Dur, BWV 545, romantisch-gewichtig die kurze, aber prägnante Fughette Es-Dur aus Rheinbergers Opus 123. Fast schon ein wenig übermütig ließ Rommelspacher in César Francks Pastorale die Hirten zur Krippe eilen. Im Mittelpunkt seiner Beiträge aber stand Bachs BWV 769, überschrieben mit "Einige kanonische Veränderungen über das Weihnachtslied ‚Vom Himmel hoch, da komm ich her'". Diese Kulmination an kontrapunktischer Kunstfertigkeit in Bachs Orgelschaffen stellte vom Werk als auch von der Interpretation den Höhepunkt des Abends dar. Mit geschickt gewählten Registrierungen widmete sich Rommelspacher den auf höchstem Niveau gearbeiteten verschiedenen Kanons, deren technischer Anforderungen er souverän Herr wurde. Die Komposition ist ein einsames Meisterwerk. Bei Rommelspacher fand sie eine angemessene, meisterhafte Interpretation.