Ein Metzer Maler oder die Liebe zur Mosel

TRIER. Eine unendliche Liebesgeschichte: Das Rheinische Landesmuseum Trier zeigt Ansichten des Metzer Malers Auguste Migette.

Ihrem Zauber entkam er nicht. Immer wieder kehrte er zu ihr zurück, um sie mit Pinsel und Zeichenstift festzuhalten. Freilich - nicht eine Frau, ein Fluss war das Objekt seiner Malerlust. Fünf Reisen hat Auguste Migette im Laufe seines Lebens an die Mosel gemacht. Dabei war das Verhältnis des Malers zur lieblichen Mosella und ihren Ufern wohl ebenso zwiespältig wie das zu den echten Frauen im Leben des eingefleischten Junggesellen. Als Kind französischer Eltern wurde Migette 1802 in Trier geboren.Gefangen vom Zauber der Mosel

Schon früh mögen ihn der Fluss und seine geschichtsträchtige Landschaft in ihren Bann gezogen haben. Die Sehnsucht nach den heimatlichen Ruinen wurde allerdings schon dem Kind zum Verhängnis. Beim Klettern im römischen Amphitheater stürzte der Junge und brach sich ein Bein. Eine lebenslange Gehbehinderung war die Folge. Kurze Zeit später erfolgte die endgültige Vertreibung aus dem Paradies der Kindheit. Als 1814 die Preußen das Rheinland besetzten, musste die Familie nach Metz zurückkehren. Dort lebte Migette als Maler, Zeichenlehrer und Bühnenbildner fast bis zu seinem Tod 1884. Einzig zum Studium in Paris und seiner Reisen wegen verließ er längere Zeit den "Schatten der Kathedrale". Die Moselreisen in den Jahren 1833 bis 1865 mit Ansichten der Landschaften und Denkmäler zwischen Koblenz und Schengen spiegeln die 67 Gemälde und Zeichnungen, die das Landesmuseum als Leihgaben vom Metzer Museum "Cour d‘Or" übernommen hat. Dort im Depot lagert der größte Teil von Migettes Nachlass. Was sich in Trier als gemaltes heimatliches Erbe darstellt, ist in vielerlei Hinsicht interessant. Nicht nur, dass die Schau einen anderen Blick aufs Gewohnte und Überlieferte eröffnet und gerade die feinen Zeichnugen eine Augenweide an sich sind. Sie präsentiert den Maler auch eindrucksvoll als Kind seiner Zeit. Migette war ein typischer Maler zwischen Klassizismus und Historismus, ein Neuromantiker, der den erhabenen Anblick der Weltseele in der Natur auf Augenhöhe verlagerte und sein Heil in den Versatzstücken vergangener Zeiten suchte. Das erste Bild dieser vorzüglich gehängten Ausstellung wirkt denn auch wie ein Schlüssel zur Person des Malers. Der Künstler hat darauf 1878 die Galerie seines Hauses festgehalten.Landschaften als Inszenierung

In Migettes heimischem Renaissance-Arkadien versammeln sich gotische Heilige, ein altdeutscher Stuhl, ein dahingeworfener Malerkittel. Bisweilen verlässt der Künstler die überkommenen Horizonte der Malerei. In seinen Schengener Bildern erscheinen das Licht und die Farbwerte einer Landschaftsmalerei, wie sie die wegweisende Schule von Barbizon pflegte. Und an noch eins erinnern die Trierer Bilder. Einen Großteil seines Lebensunterhaltes verdiente Miguette als Bühnenbildner. Mehr als einmal werden dem Metzer Künstler Landschaft und Bauten zur Kulisse wie in seinem großen Ölgemälde von Dom und Liebfrauen. Ein Volksstück hat Migette darin inszeniert, wie auch anderswo. Die eigenwilligen Perspektiven mögen Teil solcher Inszenierung sein. Migettes Bilder anzusehen, lohnt auf jeden Fall. Reizvoll wäre es, wenn das Museum Wanderungen zu den Bildorten als Rahmenprogramm anböte. von 13. Juli bis 2. November , Mo - Fr 9.30 - 17 Uhr, Sa, So, feiertags 10.30 - 17 Uhr; Katalog 10 Euro.

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