Ein Mord allein reicht nicht ...

Trier · Am Anfang passiert ein Mord. Dann wird ermittelt. Und am Schluss weiß jeder, wer der Mörder ist. So einfach gestrickt könnte ein Krimi sein. Aber ob das reicht, um ein Buch gut zu verkaufen? Eine Nachfrage bei Buchverlagen, die sich auf Krimis spezialisiert haben, zeigt, dass für einen Bestseller noch viel zu beachten ist.

 Die Autoren dieser Bücher haben es geschafft: Ihre Werke halten den kritischen Urteilen der Verleger stand. TV-Foto: Nora John

Die Autoren dieser Bücher haben es geschafft: Ihre Werke halten den kritischen Urteilen der Verleger stand. TV-Foto: Nora John

Trier. "Es muss nicht immer der Mord am Anfang sein", räumt Ulrike Rodi vom Grafit-Verlag mit dem Klischee auf, dass es ohne einen Toten keinen spannenden Krimi gibt. Damit eine eingereichte Geschichte Beachtung bei den Lektoren findet, muss das Drama stimmen, müssen die Charaktere überzeugen. Auch ein interessantes Milieu, in dem das Geschehen eingebettet ist, findet Ulrike Rodi spannend. Sie erzählt von Krimis, bei denen der Mord am Ende des Buches steht und die Handlung beschreibt, wie es dazu kommen kann. Auch ist aus ihrer Sicht ein tragfähiges Konzept wichtig. Bei ihrem Verlag werden jährlich um die 1500 Manuskripte eingereicht. Auf dem Weg zum Erfolg können dabei die ersten zehn Seiten schon entscheidend sein. Wenn man dann merkt, dass der Autor eine außergewöhnliche Idee und etwas zu erzählen hat, bekommt er eine Chance. Eine formale Absage dagegen erhalten diejenigen, deren Text schon sprachlich nicht den Anforderungen entspricht. "Wir bekommen auch viel Schrott", sagt Rodi. Wenn ein eingereichtes Skript zwar Schwächen aufweist, aber Talent erkennen lässt, gehen die Lektoren darauf ein, was verbessert werden müsse. Aber auch, wenn die ersten Seiten packend sind, hat der Autor es noch nicht geschafft. "Der Lektor muss prüfen, wo geschludert wurde", sagt Rohdi. Die Geschichte müsse in sich schlüssig sein. Wichtig sind gründliche Recherchen. Wer beispielsweise über Windkraft schreibe, müsse sich auch mit dem Thema beschäftigt haben. Beim KBV-Verlag, der ebenfalls auf Krimis spezialisiert ist, werden etwa fünf bis zehn Geschichten pro Woche eingereicht. Veröffentlicht werden aber nur etwa 25 pro Jahr, die Hälfte davon ist von Hausautoren. Verlagschef Ralf Kramp achtet bei den Werken, die auf seinen Schreibtisch kommen, zunächst auf die äußere Form. Wenn diese schon einen schlampigen Eindruck macht, hat es der Autor sehr schwer, mit seinem Text zu überzeugen, sagt er. Gewünscht seien keine ganzen Manus kripte, sondern Exposés, die die Handlung in verknappter Form beschreiben. Außerdem werden die ersten 20 bis 30 Textseiten, beziehungsweise die ersten zwei bis drei Kapitel, benötigt. Beim Lesen dieser ersten Seiten wird schon einmal vorsortiert. Dabei ist die sprachliche Qualität von großer Bedeutung für Kramp. Eine gute Chance auf Veröffentlichung haben die Schriftsteller, die schon mit den ersten Sätzen fesseln. Wenn es auf den nächsten Seiten so spannend weitergeht, wird das komplette Manuskript angefordert und geprüft. Wer dagegen schon auf den ersten Seite mit ausgelutschten Metaphern langweilt, hat nur wenig Chancen beim Verlag. Aber auch ein guter Text muss es nicht unbedingt beim KBV-Verlag schaffen. "Die Geschichte muss zu uns passen", sagt Kramp. Es könne durchaus sein, dass ein Autor woanders mit Erfolg veröffentlicht werde. Ein Plus bei den Krimis sieht Kramp in der Regionalität. Die könne man vor Ort einfach besser vermarkten. Aber auch dies ist nicht der Königsweg zum erfolgreichen Buch. Spannende Geschichten und sprachliches Geschick sind Voraussetzungen, aber keine Garanten für Erfolg. Ein Patentrezept für den Bestsellerkrimi gibt es nicht. volksfreund.de/krimispecialExtra

Die Bücher dieser Ermittler verkaufen sich am besten: Kommissar Kurt Wallander (Henning Mankell), Comissario Guido Brunetti (Donna Leon), Lisbeth Salander (Stieg Larsson), Commissario Montalbano (Andrea Camilleri), Kommissar van Veeteren (Hakan Nesser), Julia Durant (Andreas Franz), Kommissar Adamsberg (Fred Vargas), Carol Jordan und Tony Hill (Val McDermid), Philip Marlowe (Raymond Chandler), Irene Huss (Helene Tursten). Quelle: Börsenverlag des Deutschen Buchhandels

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