Musik Ein musikalischer Gute-Laune-Booster

TRIER · Guildo Horn und seine Orthopädischen Strümpfe bringen die bestuhlte Europahalle beim Weihnachtskonzert zum Kochen.

 Guildo Horn Weihnachtskonzert Trier 2010

Guildo Horn Weihnachtskonzert Trier 2010

Foto: Hans Kraemer

Geimpft, genesen, getestet, geboostert, mit Masken - so saßen die rund 1000 Besucher nun da in der bestuhlten Europahalle, viele mit Weihnachtsmützen und Weihnachtspullis oder anderen jahreszeitlich passenden Insignien bekleidet und warteten - alle Jahre wieder, aber diesmal eben sitzend - auf den Meister. Der kam pünktlich wie nie auf die Bühne, Schlag 20 Uhr - und sollte in den kommenden über zwei Stunden niemanden enttäuschen. „Ich finde es toll, was ihr alles auf euch genommen habt, um hier zu sein.“ So und ähnlich bedankte sich Guildo Horn mehrfach bei den Fans, die sich am Mittwochabend ihren „Booster für die Seele“ beim ersten von zwei Weihnachtskonzerten musikalisch verimpfen ließen. Horn und der Band merkte man die Spielfreude an, endlich mal wieder beim Heimspiel auf der Bühne zu stehen.

Die „Blaszentrale Dessau“ fehlte dieses Mal als Begleitband der Orthopädischen Strümpfe, dafür durfte „Belle Mademoiselle Gazelle“ am Saxophon und weiteren Blasinstrumenten so viel wie selten zuvor ihr musikalisches Können unter Beweis stellen. Einiges war pandemie-bedingt anders - ein Jahr, nachdem das traditionelle Weihnachtskonzert ohne Zuschauer und nur als Livestream über die Bühne gehen musste. Aber das Repertoire, der Ablauf, die ständig wechselnden Outfits von Guildo Horn bis hin zum Weihnachtsengel mit Flügeln war wie in den vergangenen über 25 Jahren.

Einfach mal mit guter Laune und Musik aus der Welt da draußen abtauchen - das war das Ansinnen der Zuschauer, die bereits nach zwei, drei Lieder ihre Sitzhaltung verlassen hatten und fröhlich klatschend und singend Teil der Show wurden, immer unter den strengen Augen der Securitys, die vor allem die Maskenpflicht überwachten. Aber: die Fans hielten sich an die Regeln, ließen sich den Spaß dennoch nicht nehmen - und waren am Ende allesamt der Meinung: „Das war schön!“

Einige neue Weihnachtsstücke hatten Horn und seine orthopädischen Strümpfe  ins Programm eingebaut, wie seine adventlichen Versionen von „It’s raining men“ oder „Can’t take my eyes off you“. Den Rang eines Klassikers für künftige Weihnachtskonzerte hat aber sicher die tragisch-komische Geschichte über das Schicksal von Frieda, der Weihnachtsgans („Bridge over troubled water“). Eine Version, die Guildo im Lockdown geschrieben hatte, „als das Geld ausging und sich die Frage stellte: das Tier oder ich“. Diese Version stand exemplarisch für den ruhigen Teil des Konzerts, viele Songs gab es quasi-unplugged, aber natürlich ging es auch richtig ab, sehr funky, sehr rockig wie immer, Corona-bedingt aber ohne das eigentlich traditionelle Bad des Meisters in der Menge.

Da der Trierer das Repertoire an Weihnachtssongs mit den Jahren so stark ausgeweitet hat, gab es nur noch im Zugabenblock einen klassischen Schlager mit „Guildo hat euch lieb“, natürlich inklusive Glockenspiels vom Musiktherapeuten Horst Köhler alias Guildo Horn. Aber wenn der „Dicke Dieter“, der „Feine Christbaum“, der Vater, der ein Weihnachtsmann war oder viele anderen weihnachtlichen Dinge besungen wurden, können die Fans mittlerweile fehlerfrei mitsingen.

Und so verabschiedete sich Horn nach zwei Stunden und 15 Minuten mit den Schlussakkorden des traditionellen Finales von „Weihnachten bin ich zuhaus‘“ - und einem Satz, der die aktuelle Lage irgendwie auf den Punkt brachte: „Bis nächstes Jahr, bis zur Ypsilon-Variante.“

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