Trier Ein prächtiges Konzert jenseits aller Routine

Trier · Die Sommerserenaden der Trierer Philharmoniker im Brunnenhof.

  Auf Abstand voneinander und doch homogen: Die Holzbläsergruppe der Philharmoniker im Brunnenhof. Foto: Martin Möller

Auf Abstand voneinander und doch homogen: Die Holzbläsergruppe der Philharmoniker im Brunnenhof. Foto: Martin Möller

Foto: TV/Martin Möller

Perfekt! Noch bevor das Konzert mit dem vielversprechenden Titel „Sommerserenaden“ überhaupt angefangen hatte, war die einzigartige Stimmung im Brunnenhof fast zum Greifen gegenwärtig.

Der ehemalige Kapitelhof strahlt ja beides aus: Die Geschlossenheit der umgebenden Mauern und die Öffnung nach oben, zum freien Himmel. Und so, als habe man das Publikum magisch berührt, entfiel an diesem Abend alles, was Freiluftkonzerte problematisch machen kann. Vom ersten Takt an verbreitete sich eine fast atemlose Spannung, völlig ungestört von herumirrenden Gästen, klapperndem Geschirr und sonstiger Unruhe. Sogar Stadtpatron Petrus hatte ein Einsehen und bescherte den rund 90 Besuchern, dem Philharmonischen Orchester und Generalmusikdirektor (GMD) Jochem Hochstenbach ein gelegentlich windiges, aber völlig regenfreies Wetter.  Beste Voraussetzungen also für ein prächtiges Konzert. GMD Hochstenbach ersparte sich und dem Publikum längere Ansprachen und beschränkte seine Moderation auf das Notwendige.

Dabei hatte das Programm Züge einer orchestralen Visitenkarte. Da wird beim Zuhören bewusst, welch breites Spektrum ein „Arbeitsorchester“ wie die Philharmoniker abdecken kann. Ganz gleich, ob die Blechbläser-Brillanz bei Giovanni Gabrielis Sonaten, die repräsentative Stimmung von Händels Wassermusik, die Nachdenklichkeit in Mozarts wunderbarer c-Moll-Bläserserenade und der zupackende böhmische Tonfall von Dvoraks Bläser-Serenade – immer wieder trafen Dirigent und Orchester den individuellen, ganz eigenen Stil der Kompositionen. Immer wieder ließen sie die Musik atmen und ausschwingen.

Und bei den Bearbeitungen fanden sie hellhörig die Nähe zum Original: Das Scherzo aus Mendelssohns „Sommernachtsraum“-Musik behielt auch in der reduzierten Fassung seinen leichtfüßigen Stil und Debussys „Prélude à l‘après-midi“ seine dichte, fast schwüle Atmosphäre. Da hatten Theater und Orchester neue Kräfte entbunden, hatten neue Ideen umgesetzt, hatten sich von der Alltagsroutine, die es auch im Theater gibt, frei gemacht. Grund genug, nach überstandener Krise nicht einfach zur kulturellen Tagesordnung überzugehen.

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