Ein Schöpfungsakt mit Schwachstellen

Luxemburg · Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung” nach dem biblischen Buch Genesis ist unter Pierre Cao vor 1230 freundlich applaudierenden Zuschauern in der Philharmonie aufgeführt worden. Caos musikalischer Schöpfungsakt hatte allerdings etliche Schwachstellen.

Luxemburg. Eigentlich hätte es ein wunderbarer Abend mit Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung" werden können. Die Besetzung war prominent. Angereist waren die angesehene Akademie für Alte Musik Berlin, der ebenfalls in solcher Musik erfahrene Chor Arsys Bourgogne und die drei renommierten Solisten Dorothee Mields (Sopran), Daniel Behle (Tenor ) und Roman Trekel (Bariton). Die Leitung hatte Pierre Cao, der langjährige Chef des Orchestre Radio-Télévision Luxembourg. Aber dann wurde es eine Enttäuschung.
Dabei fing es gut an: Unwirtliche Düsternis und gestaltlose Leere verbreitete eindrücklich das raue Spiel der Streicher. Da klang das entschiedene "Es werde Licht"des Chors wie eine Erlösung. Leider vermochte Cao solche Sinnfälligkeit nicht durchzuhalten. Streckenweise ließ der Dirigent, ständiger Leiter der Arsys Bourgogne, ausgesprochen unstrukturiert spielen, Einsätze gerieten ungenau, und das Blech war zum Teil viel zu laut.
Besonders schön geriet die Erschaffung der Tiere im zweiten Teil. Da zeigte sich, was das Orchester an Farbenvielfalt und nuancenreichem Ausdruck zu bieten hatte. Sehr schön: die Flöten im dritten Teil. Recht angestrengt wirkte bisweilen die Klanggewalt des Chors. Unter den Solisten ragte Roman Trekel heraus. Sein geschmeidiger Bariton vermochte ausdrucksstark Texte und Inhalte in Klang zu übersetzen. Daniel Behles feinsinniger lyrischer Tenor wurde dagegen regelmäßig von Chor und Orchester niedergespielt oder -gesungen. Auch Dorothee Mields, ansonsten zu Recht wegen ihrer Barock-Interpretationen gerühmt, hatte nicht ihren besten Tag. Mit Mühe drückte sie häufig ihre Stimme in die oberen Lagen. Auch im Ensembleklang überzeugten die Sänger nicht. Anrührend schön erklangen zum Ende Rezitative und Duett von Adam und Eva. Dass Cao ausgerechnet vor der Erschaffung des Menschen eine Pause machen ließ, lässt sich wohl nur so erklären, dass auch Gott einen Anspruch auf geregelte Arbeitszeiten hat. er

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