Ein schräges und komisches Universum

Trier · Einen Frustschutzabend hatte Chansonette, Ausdruckstänzerin, Kabarettistin und Poetin Nessi Tausendschön dem Trierer Publikum versprochen. Es gab Reime zum Mitraten, Pointen zum Mitlachen. Mit Bühnenpartner William Mackenzie kam sie zu ihrem erklärten Ziel: "Freude in Ihre Herzen träufeln". 100 Fans feierten sie.

 Lässt die Säge singen: Nessi Tausendschön ist auf der Bühne ein Tausendsassa. TV-Foto: Cordula Fischer

Lässt die Säge singen: Nessi Tausendschön ist auf der Bühne ein Tausendsassa. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. "Ich habe drei Witze in mein Programm eingebaut. Sie haben ja schließlich für Ihr Lachen bezahlt", sagt Nessi Tausendschön. Die Investition in die Eintrittskarte in die Trierer Tuchfabrik hat sich gelohnt. Denn die Frau mit der starken Stimme kommt nicht allein: Außer den Gitarristen William Mackenzie hat sie Sportreporterin Gesine Töpperlein-Hartmann, ihren Schutzengel und Gabi Pawelka dabei, die gerade zwei Motivationsseminare ("Scheitern als Chance" und "Selbstsicheres Auftreten bei gleichzeitiger Unzulänglichkeit") absolviert hat und im Saal einen Gatten sucht.
Das Beste aus 20 Jahren


Natürlich ist jede für sich ein Alter Ego der Künstlerin selbst. Aber auch sonst geht es auf der Bühne rund, wenn Nessi Tausendschön die Tür in ihre Welt und öffnet und das "Beste aus 20 Jahren" bietet.
Ihr Universum ist schräg, schonungslos und komisch. Tausendschön deklamiert mit erhobenem Arm Poeme, macht Gedichte zum Mitraten, reimt den "Tod auf -icken", damit das Niveau gesenkt wird. Sie singt mal melancholische Lieder, mal einfach nur Komisches.
Sie spielt Glockenspiel, indische Curryschalen und natürlich ihre singende Säge mit Perfektion. Sie berichtet "nicht nur über die praktische Seite der Liebe, sondern auch über Emotionalien". Sie singt über den "Eisprung" und löst in der Provinz Ovulationen aus - hofft sie. Auch wenn "Männer und Frauen nicht zusammenpassen - "aber in der Mitte schon".
Folter mit Musik


Und dann packt sie alle Chansonetten-Tricks aus, die sie in Vietnam erlernt hat, weiß, wie man mit Musik foltern oder zu Tränen rühren kann, geht unter die Gürtellinie, um gleich wieder eine "Metaebene" mit kulturellem Anspruch zu öffnen. Sie tanzt, wirbelt, springt, wird sanft oder bitterböse ("Dem Schutzengel der SPD hat man den linken Flügel amputiert, der von Guido Westerwelle hat ein Arschgeweih"). Zu Anfang fragt sie, ob Trier schon mal mit Kultur in Kontakt gekommen sei, nach zweieinhalb Stunden Nessi Tausendschön heißt die Antwort: jetzt schon.

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