Ein Spieler an zwei Orgeln

Kyllburg · Als Bauwerk ist die gotische Stiftskirche, die über der Eifelstadt Kyllburg thront, einen Besuch wert. Und wie sich an dem Orgelkonzert mit dem britischen Organisten Daniel Cook zeigte, ist die Ausstattung mit zwei Orgeln und einem zentralen Spieltisch erstaunlich wirkungsvoll. In der Stiftskirche und sieben weiteren Gotteshäusern findet zudem bis Anfang Oktober der "Orgelsommer in rheinischen Kirchen und Klöstern" statt.

 Daniel Cook am gemeinsamen Spieltisch der beiden Kyllburger Orgeln. Außen die Registerzüge der englischen Chororgel von 1909, die sich optisch zwar hinter dem Altar versteckt, aber akustisch ganz präsent ist (Foto unten). In der Mitte die Registerschalter der Hauptorgel. TV-Fotos (2): Martin Möller

Daniel Cook am gemeinsamen Spieltisch der beiden Kyllburger Orgeln. Außen die Registerzüge der englischen Chororgel von 1909, die sich optisch zwar hinter dem Altar versteckt, aber akustisch ganz präsent ist (Foto unten). In der Mitte die Registerschalter der Hauptorgel. TV-Fotos (2): Martin Möller

Foto: Martin Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

Kyllburg. Wer bei laufendem Orgelkonzert die Stiftskirche Maria Himmelfahrt zu Kyllburg betritt, der staunt und ist leicht irritiert. Zunächst jedenfalls lässt sich der Orgelklang nur mühsam lokalisieren. Es ist, als kämen die Töne und Akkorde mitten aus dem Raum der gotischen Kirche. Und es bedarf einiger Zeit und freundlicher Führung durch den Hausorganisten Wolfgang Valerius, um zu realisieren: Der reiche Klang im Konzert kommt von zwei Orgeln - eine, die sich hinter dem Altar verbirgt, die zweite oben auf der rückwärtigen Empore.
200 Besucher


Kein Wunder, dass sich die Stiftskirche mehr und mehr zum Anziehungspunkt für Organisten auswächst. Ein Höhepunkt: Daniel Cook von der Londoner Westminster Abbey, der renommierteste Organist Großbritanniens. Die gut 200 Besucher durften ein Musizieren von erstaunlicher Energie und bemerkenswerte Differenzierung erleben. Vor allem in Edward Elgars reichhaltiger Orgelsonate (aber nicht nur da) entfaltete Cook einen fließenden, ungemein farbenreichen Klang. Vor allem in langsamen Sätzen schien es, als würde die Orgel singen. Gedacht war das Konzert übrigens als Geschenk zum 65. Geburtstag von Cooks Organistenfreund Johannes Geffert. Der wird im Juli in der Trie rer Konstantin-Basilika ein Reger-Programm spielen.
Ein gemeinsamer Spieltisch


Cook setzte das Potenzial beider Orgeln faszinierend in Klänge um. Groß sind beide Orgeln mit gemeinsam 27 Stimmen gewiss nicht. Und zwei Instrumente in einer Kirche sind keineswegs einzigartig, wie Dom und Konstantin-Basilika Trier belegen. Eins ist allerdings ungewöhnlich: In Kyllburg werden seit vergangenem Herbst beide Instrumente von einem Spieltisch aus angesteuert.
Was bedeutet: Der Organist kann beide Orgeln zeitgleich zum Klingen bringen, kann Register mixen, kann eine Art Duett inszenieren. Und obwohl die englische Chororgel von 1909 und die deutsche Hauptorgel von 1994 aus unterschiedlichen Ländern und unterschiedlichen Epochen stammen, mischen sich ihre Klangfarben erstaunlich gut. Das Bassfundament der Hauptorgel geht bis fast an die Hörgrenze. Und darüber entfalten sich die Oberstimmen beider Orgeln erstaunlich homogen und frei von Härten.
Wolfgang Valerius ist seit September 2013 Organist an der Kyllburger Stiftskirche. Er besorgt schon seit Jahren die sommerlichen Orgelkonzerte in der Abteikirche Himmerod. Valerius ist auch die treibende Kraft beim "Orgelsommer", der seit Anfang Mai an neun Instrumenten in den rheinischen Klöstern stattfindet. Stolze 38 Konzerte bis Anfang Oktober verzeichnet der umfangreiche Gesamtprospekt.
Veranstaltungen in Maria Laach, in Himmerod und in Echternach sind darunter. Und zum ersten Mal werden in der Eifel alle vier Londoner Kathedralorganisten gastieren. Neben Cook sind es Martin Baker, Peter Wright und Simon Johnson (19. Juni, 3. Juli, 28. August, alle Himmerod). Für Kyllburg allerdings ist diesen Sommer kein weiteres Orgelkonzert mehr vorgesehen. mö
Extra

Ein Spieler an zwei Orgeln
Foto: Martin Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

25. Juni, 20 Uhr, Basilika Echternach: Stummfilm "Nosferatu" mit Orgelbegleitung (Paul Kayser) 26. Juni, 17 Uhr, Lebensbaumkirche Manderscheid: Hans Jörg Albrecht mit Musik von Vivaldi 10. Juli, 17 Uhr, Manderscheid: Iveta Apkalna mit Werken von Jongen, Mendelssohn, Bach, Thierry Escaich und Alvars Kaléjs 17. Juli, 15 Uhr, Abteikirche Himmerod: Winfried Bönig mit Werken von Kerll, Reger, Bach und Franz Schmidt 31. Juli, 15 Uhr, Himmerod: Juan Paradell Solé mit Werken von Franck, Albert Renaud, Eduardo Torres, Bernat Juliá und Jesùs Guridi mö

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