Ein Star zum Finale

TRIER. (mö/DiL) "Coriolan", "Die Hunnenschlacht" und "Götterdämmerung": Das Schlusskonzert der Antikenfestspiele am Samstag (Karten: 0651/7181818) spart nicht mit martialischen Untergangsszenarien und bietet mit Evelyn Herlitzius einen Bayreuth-erprobten Star auf.

Spätestens beim zweiten, scharf dissonanten Akkord aus Beethovens "Coriolan"-Ouvertüre werden es alle wissen: Beim Schlusskonzert der diesjährigen Antikenfestspiele am Samstag, 16. Juli um 21 Uhr im Amphitheater geht es düster und tragisch zu. Joseph von Collins Trauerspiel dreht sich um einen Römer, der an der Spitze der feindlichen Volsker seine Vaterstadt erobert, am Ende aber sein Römerherz entdeckt und den armen Volskern in den Rücken fällt. Das rettet Rom zwar, beschert Coriolan aber ein vorzeitiges Ende.Hunnen und Nibelungen bitten zur Schlacht

Und da die wilden Schlachten und die Eroberungen schon einmal Thema sind und überdies bereits ein "Attila" über die Bühne ritt, geht das Programm gleich über zur Sinfonischen Dichtung "Die Hunnenschlacht" von Franz Liszt. Der einfallsreiche Avantgardist, der den Begriff der "Sinfonischen Dichtung" übrigens erfand, hat sich dabei von einem Bild des Malers Wilhelm Kaulbach inspirieren lassen. Das schildert in effektvoller Großdarstellung den Kampf zwischen Heiden- und Christentum. Das war der passende Stoff für den Komponisten, der die Erzählung in Tönen liebte, vor allem wenn sie kämpferisch ausfiel. Mit den Ausschnitten aus Richard Wagners "Götterdämmerung" steigt wahrscheinlich ein neuer Stern am Himmel der Antikenfestspiele auf. Evelyn Herlitzius, deren Marie im Saarbrücker "Wozzeck" 1994 Aufsehen erregt, hat sich in die erste Reihe der dramatischen Soprane hineingesungen. Von 1997 bis 2000 erarbeitete sie sich als festes Ensemblemitglied der Dresdener Staatsoper große Rollen wie Elisabeth, Salome, Jenufa, Sieglinde und nicht zuletzt die Brünhilde in Wagners Vierteiler "Der Ring des Nibelungen", der von der "Götterdämmerung" ebenso klangvoll wie apokalyptisch abgeschlossen wird. Im Bayreuther "Ring" in der Regie von Jürgen Flimm und unter Adam Fischers musikalischer Leitung sang Evelyn Herlitzius die Rolle der Wotan-Tochter und verstoßenen Geliebten des Helden Siegfried mit einer Bravour, die bei der Kritik helle Begeisterung auslöste. Neben dem groß angelegten Schlussgesang stehen Instrumentalabschnitte aus der "Götterdämmerung" auf dem Programm: Morgendämmerung und Siegfrieds Rheinfahrt aus dem Prolog zum ersten Akt und Siegfrieds Tod und Trauerzug aus dem dritten Akt. Unter der Leitung von Generalmusikdirektor István Dénes spielt das "große Festspielorchester". Das muss ziemlich groß sein. Richard Wagner hat seine "Götterdämmerung" bekanntlich mit einer blechgepanzerten Montur ausgestattet. Während der Vorbereitungen für das Abschlusskonzert gab das Theater bekannt, dass man 2006 auf die geplante Wiederaufnahme des Musicals "Quo vadis" verzichten werde. Stattdessen wird mit dem Euripides-Drama "Medea" und der Strauss-Oper "Ariadne auf Naxos" klassische Kost geboten. Eine ausführliche Festspiel-Bilanz morgen im TV.

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