Ein Strich, sanft wie Seide und präzise wie ein Metronom

Luxemburg · Zum Thema "Deutsche Romantik" präsentieren die Solistes Européens Luxembourg (SEL) vor mehr als 1000 Zuschauern in der Philharmonie sehr überzeugend Werke von Weber, Mendelssohn Bartholdy und Schumann.

 Längst aus dem Schatten des Vaters herausgetreten: Michael Barenboim. Foto: Philharmonie Luxembourg

Längst aus dem Schatten des Vaters herausgetreten: Michael Barenboim. Foto: Philharmonie Luxembourg

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Luxemburg. Längst hat Michael Barenboim den langen Schatten seines berühmten Vaters, des berühmten Dirigenten Daniel Barenboim, hinter sich gelassen und sich einen Namen in der Elite der Solo-Violinisten gemacht. Als Gast des Konzertes der Solistes Européens Luxembourg (SEL) brachte er das Violinkonzert in e-Moll op. 64 von FelixMendelsssohn Bartholdy (1809-1847) mit.
Vor genau drei Monaten hatte der Amerikaner Gil Shaham genau dieses wohl schönste Violinkonzert der Romantik schon auf derselben Bühne mit dem großen Orchestre Philharmonique Luxembourgoise gespielt (der TV berichtete). Barenboims Interpretation ist anders, konzentrierter, introvertierter und feinnerviger. Er interagiert kaum mit dem Orchester, bleibt ganz bei der ohne Notenblatt gespielten Musik.
Sein Strich ist sanft wie Seide, unforciert und äußerst präzise. Im durchaus heiteren dritten Satz lässt er sich selbst ein wenig von der Leine, zeigt seine technische Meisterschaft und viel Gefühl. Nun umspielt ein Lächeln seinen Mund, der Blick geht kurz ins Publikum. Das applaudiert begeistert und wird mit einer kleinen Zugabe belohnt.
Das Thema "Deutsche Romantik" betitelt den Abend, als Auftakt gab es zuvor die Ouvertüre zu Carl Maria von Webers (1786-1826) "Freischütz", in der das Bild des edlen Jägers romantisch verklärt wird. Die ganze Oper wird hier schon angelegt, die stimmungsvollen Gegensätze der Hörner und Klarinetten spiegeln das hehre Jagdwesen einerseits und die dunklen Mächte andererseits. Bestens aufgelegt sind die Musiker des SEL , einer Vereinigung von Musikern aus ganz Europa, die regelmäßig in Luxemburg zusammentreffen und einige Konzerte und Gastspiele geben.
An ihrer Spitze, aber ohne Podest und quasi mittendrin, steht Christoph König, der deutsche Maestro, der mit großer Stringenz und heiterer Attitüde den Taktstock führt.
Nach der Pause dann die Symphonie Nr. 4 op. 120 von Robert Schumann (1810-1856). Über zehn Jahre hatte Schumann an diesem Werk in d-Moll gearbeitet, das mit seiner Stimmung zwischen Melancholie und Kühnheit als einer der Höhepunkte seines Werkes gelten darf. Das Orchester läuft zu großer Form auf, präsentiert sich als makellos harmonische Einheit und erntet großen Applaus der mehr als 1000 Zuschauer. DT

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