Ein Stück, das von Präzision lebt

Am 8. März wird im Studio des Theaters Trier zum ersten Mal das Stück "Endspiel" von Samuel Beckett gezeigt. Mit dessen Inszenierung hat Intendant Gerhard Weber den Regisseur, Schauspieldozenten und Kommunikationsberater Frank Asmus aus Berlin betraut, der als Beckett-Spezialist gilt.

 Hans-Peter Leu, Michael Ophelders, Paul Steinbach und Judith Griebel (von links) spielen in der Beckett-Inszenierung von Frank Asmus (rechts). TV-Foto: Anke Emmerling

Hans-Peter Leu, Michael Ophelders, Paul Steinbach und Judith Griebel (von links) spielen in der Beckett-Inszenierung von Frank Asmus (rechts). TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Schon vor der offiziellen Probezeit sind Hans-Peter Leu, Michael Ophelders und Frank Steinbach im Studio in einen Dialog aus Halbsätzen und Pausen vertieft. Die Darsteller von Nagg, Hamm und Clov aus Samuel Becketts "Endspiel" üben ihren Text. ´Den kann man sich nicht alleine reinpauken, denn hier kommt es auf Präzision und Rhythmus an", sagt Leu, dessen Prüfungsrolle Lucky aus "Warten auf Godot" war und der 1971 Beckett zufällig begegnete und mit ihm Wein trank. Es gibt keine Zufälle

Warum ein besonderer Textzugang erforderlich ist, erläutert Regisseur Frank Asmus (43): Beckett schöpfe aus den "Cross Talks" der irischen Music Hall Tradition, bei denen zwei Komödianten die Halbsätze des jeweils anderen vollendeten und damit Witze machten. "Und das hat Beckett wie eine Fuge durchkomponiert. Bestimmte Motive kommen immer wieder vor, es gibt keine Zufälle". Pausen seien typisches, musikalisch gedachtes Element, 350 davon sorgten in "Endspiel" für Tiefe. Asmus beschäftigt sich seit 1991 mit Samuel Beckett und hat seine Diplomarbeit über dessen Kompositionsstruktur geschrieben. "Ich probe es deshalb wie Musik, Legato, fließend". Nicht nur die künstlerische Form, sondern auch die inhaltliche Aktualität des 1957 uraufgeführten Stücks fasziniert ihn: "Die Zuspitzung von Beziehungen, wenn draußen die Welt kaputt geht, erinnert doch sehr an die Umweltproblematik. Und ist nicht Orientierungslosigkeit das Thema des 21. Jahrhunderts?" Ein weiterer Reiz liegt für Asmus in der Verbindung von angelsächsischem Humor, französischer Poesie und deutschem Tiefsinn, die der mit drei Kulturen groß gewordene Beckett vereine. Das entspreche seinem eigenen Regieansatz: "Als Sohn eines Franzosen und einer Deutschen bemühe ich mich um eine Verbindung von Komik und Tragik". Der übliche deutsche Ton von Beckett-Inszenierungen sei ihm zu schwer. Gerade das Komödiantische aber erfordere viel Übung seitens der Schauspieler. "Und auf sie setze ich", sagt der Regisseur, der sich aufgrund seiner Berater-Erfahrungen in der Wirtschaft eher als Coach versteht und damit bei den Darstellern gut ankommt. Zwei Vorgaben will Asmus erfüllen, zum einen die Bitte von Intendant Gerhard Weber, "Endspiel" für die erste Inszenierung in Trier als "Stück" erfahrbar zu machen und zum anderen die Haushaltung mit kleinem Budget (" ich muss mich nicht im Visuellen verwirklichen"). Doch für Musik von Daniel Dorsch und Videosequenzen von Tim Ringewaldt, der in Berlin für große Operninszenierungen arbeitet, hat es immerhin gereicht. Endspiel feiert Premiere am Samstag, 8. März, um 20 Uhr im Studio. Weitere Termine: 13. und 26. März, je 20 Uhr

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