Ein Thronräuber und Mörder

Konstantin, der Grobe: Der Titel eines Vortrags in der Tufa ist kein Schreibfehler. Sondern triftt wortspielerisch den Charakter des machtbesessenen, mordlustigen Despoten Kaiser Konstantin.

Trier. Mit einer Biografie des römischen Kaisers Nero war Professor Dr. Horst Herrmann vor zwei Jahren eine schlagzeilenträchtige Publikation gelungen. Der Herrscher sei von der Geschichtsschreibung zu Unrecht in Verruf geraten. Gleichzeitig sei Kaiser Konstantin idealisiert worden - ebenfalls grundlos. Denn die Mitschuld am "unnatürlichen" Tod, wie Herrmann andeutungsweise das Ableben von Konstantins Schwiegervater Maximian sowie die Tötung seiner Ehefrau Fausta bezeichnete, sind nur zwei Mordopfer in seinem machtbessenen Werdegang. Wie Historiker Unliebsames umdeuten oder verschweigen und daraus ein idealisiertes Menschenbild schaffen, fasste Herrmann in seinem einstündigen Vortrag in der Tufa vor rund 50 Zuschauern am Samstagabend zusammen.Außerehelich geboren und eine Konkubine als Mutter

Als außerehelich Geborener und Sproß einer Konkubine korrigierte Konstantin gewisse "Geburtsmängel", die ihn auf seinem Weg zur absoluten Macht hinderlich gewesen wären. "Er war ein Usurpator", resümierte Herrmann Konstantins Machtwillen, seine Gier nach Ruhm und Glanz. Dabei ging er über Leichen: Massenhinrichtungen von Gefangenen seien von dem "zwielichtigen" Autoren Lactanz in christlichen Pamphleten abgewiegelt worden. Konstantins Mordlust habe sich gleich mehrfach manifestiert: Tötungen von Menschen im Amphitheater durch Tiere, die einen langen Todeskampf versprachen. Der brutale Umgang mit dem Leichnam Maxentius oder Konstantins "unheimliche" Kriegslust, die einen Krieg nach dem anderen hervorrief. "Dazu war Nero im Vergleich geradezu ein friedliebender Staatsmann", meinte Herrmann.Dass der Tyrann Konstantin in der Geschichtsschreibung ganz anders überliefert ist, und ihm 1700 Jahre nach seinem Wirken in Trier eine große Ausstellung gewidmet ist, könnte auch an dem Geschichtsschreiber Eusebius liegen.Konstantin mordete, wo er konnte und wollte

Der Bischof habe "Lügen aufgetischt" und ausgeklammert, dass Konstantin in seiner Familie und dem Freundeskreis erhängt, ausgepeitscht, erdrosselt, erstickt und vergiftet habe. Konstantin als Christ? Er habe sich nicht ausdrücklich zum Christentum hingewendet, sei nie in einem christlichen Gottesdienst gewesen. Basiliken und Kirchenstiftungen seien als kaiserliche Propaganda benutzt worden."Wäre es nicht fair, einmal Ergebnisse vorzulegen, die nicht durch Schönfärberei brillieren?", fragte Herrmann abschließend und forderte mehr Objektivität. Ein schärferer Blick der Kirche täte gut. Zur Person Prof. Dr. Horst Herrmann, geboren 1940, wurde 1970 als jüngster deutscher Universitätsprofessor der Theologie an die Universität Münster berufen. Nach Auseinandersetzungen um seine Forschung und Lehre wurde ihm bereits 1975 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Auf Vorschlag von Heinrich Böll wurde er 1977 Mitglied des PEN.Clubs.

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