Ein unglücklicher Egoist voller Gegensätze

Trier · Das Ensemble des Trierer Theaters zeigt bei der Uraufführung des Tanztheaters "Falco - the Spirit never dies" eine eindrucksvolle Leistung. Alexander Kerbst begeistert als singender Falco genauso wie David Scherzer bei der tänzerischen Darstellung der Privatperson Hans Hölzel.

 Alexander Kerbst beeindruckt als Falco. TV-Foto: Friedemann Vetter

Alexander Kerbst beeindruckt als Falco. TV-Foto: Friedemann Vetter

Der coole Superstar und der unglückliche Junge, die zarte Schöne, die die Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe verkörpert, und der heimtückische Verführer, der die Selbstzweifel der sensiblen Titelperson noch verstärkt: Die gegensätzlichen Figuren prägen das Tanztheater "Falco - The Spirit never dies", das im Trierer Theater vor ausverkauftem Haus uraufgeführt worden ist.

Packend, mitreißend

Wer bisher nur die großen Hits von Falco gehört hat, kennt nach dem Besuch der gelungenen Aufführung auch das zerrissene Leben des österreichischen Musikers. Packend und in mitreißendem Tempo zeigt das Ensemble Aufstieg und Niedergang, Triumph und Selbstzweifel des sensiblen Menschen.
Als Volltreffer erweisen sich die Besetzungen der Titelfigur. Alexander Kerbst verkörpert als Sänger die selbstbewusste, arrogant wirkende Kunstfigur Falco. David Scherzer, der den bürgerlichen Falco alias Hans Hölzel tänzerisch und äußerst intensiv darstellt, bleibt oft nur der ungläubige Blick auf sein Alter Ego. Dieser wird umschwärmt von ihn anhimmelnden Schönheiten und steigt immer cooler die höchsten Stufen des Erfolges und des Ruhmes hinauf, bis er mit "Amadeus" seinen Zenit erreicht. Der Privatmensch Hölzel existiert in diesem Moment offenbar nur noch am Rande.

Die Verwandlung von Hölzel zu Falco gehört zu den Höhepunkten der Aufführung. In einem Spiegel erscheint der coole Superstar mit Sonnenbrille als erträumte Vision, die real wird und sich um den ungläubigen Hölzel dreht zu den gesungenen Worten "Ich bin nur ein Egoist."
Die gelungene Choreografie von Amy Share-Kissiov setzt den Kampf von Gut und Böse, von Jeanny als der Sehnsucht nach Liebe und Verführer Jack mit Schlangentattoo und Apfel eindrucksvoll fort. Beide Figuren sind mit Cécile Rouverot als Jeanny und Reveriano Camil hervorragend besetzt. Doch sowohl Falco als auch Hölzel haben trotz der Vermittlungsversuche eines Managers, getanzt von René Klötzer, keine Chance. Der Privatmensch findet kein Lebensglück und flüchtet in Alkohol und Drogen, der Star bemerkt seinen Abstieg nicht. Die Lieder, die Kerbst eindrucksvoll singt, scheinen von Falco in weiser Voraussicht auf sein tragisches Leben geschrieben worden zu sein.
Ob beim ungläubigen und gleichzeitig vernichtenden "Du bist zu schön, um wahr zu sein", beim sehnsuchtsvollen "Jeannie - Love is not what it seems", oder beim Glücksgefühl mit "Coming home", die Choreografie des Ensembles ist traumhaft auf die Lieder von Falco abgestellt, die Frank Nimsgern neu arrangiert hat.

Höhenflug und Absturz

Das Bühnenbild und die Requisiten, die auf das notwendigste reduziert sind, unterstützen den Höhenflug und den Absturz des Künstlers eindrucksvoll. Lang anhaltender Applaus belohnen die Akteure für eine gelungene Vorstellung. "Wir haben die 80er Jahre bisher noch nicht am Trier er Theater gezeigt. Die Figur Falco hat sich als Thema dafür geeignet", sagt Peter Oppermann, Chefdramaturg des Trierer Theaters. Das Stück basiere auf der authentischen Biografie des Österreichers. Einen Wermutstropfen gab Intendant Gerhard Weber bei der Premierenfeier noch bekannt. Für Falcodarsteller David Scherzer ist es die letzte Premiere als Tänzer gewesen. Er wird seine Laufbahn beenden.

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