Ein Wächter für Brücken
Er steht mit dem Kreuz im Arm auf der Brücke und schweigt. So wie damals vor über 600 Jahren als er nicht verraten wollte, was ihm die Königin in der Beichte anvertraut hatte. Das mit der Beichte ist allerdings nur eine Geschichte, von der niemand weiß, ob sie wahr ist.
Wahrscheinlicher ist, dass der Jurist Johannes aus der Stadt Pomuk in Böhmen Streit mit seinem König hatte. Böhmen ist ein Gebiet in der Republik Tschechien.
Auf jeden Fall wurde der arme Johannes 1391 von einer Prager Brücke in die Moldau geworfen und ertrank. Prag ist übrigens die Hauptstadt von Tschechien. Heute nennt man den Mann den Heiligen Nepomuk, und eine Figur von ihm bewacht in vielen Orten die Brücken. Wegen seines Brückensturzes und seines nassen Todes wurde er aber nicht nur der Schutzpatron der Brücken, sondern all derer, die vom Wasser abhängig sind, wie Schiffer und Müller.
Brücken waren übrigens früher gefährliche Wege. Kleinere Brücken wurden oft von reißenden Bächen und Flüssen weggerissen, Hochwasser beschädigte die Bauwerke. Auch ihre Enge war gefährlich. Oft lauerten am anderen Ende Räuber, denen man nicht entfliehen konnte. Da war es also gut, dass jemand aufpasste. Der berühmteste Nepomuk steht natürlich in Prag auf der Karlsbrücke.
Eva-Maria Reuther