Ein würdiger Hooker

TRIER. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Nachdem im Januar schon Bernard, der Sohn von Luther Allison, das Tufa-Publikum begeisterte, setzte nun John Lee Hooker junior ein weiteres (Blues-)Glanzlicht in Trier: Ein vielseitiger Sänger mit Entertainer-Fähigkeiten, der langsam aber sicher aus dem Schatten seines bekannten Vaters heraustritt.

 Smart, humorvoll und stimmgewaltig: John Lee Hooker junior während seines Auftritts in der Tufa.Foto: Willi Speicher

Smart, humorvoll und stimmgewaltig: John Lee Hooker junior während seines Auftritts in der Tufa.Foto: Willi Speicher

Um eine Blues-Fangemeinde, altersmäßig meist jenseits der 40 angesiedelt, zum Klatschen, Tanzen und Mitsingen zu bewegen, muss im übertragenen Sinne schon die Hütte brennen. Und das war am Mittwochabend im großen Saal der Tufa der Fall: John Lee Hooker junior verbreitete unter den gut 200 Zuhörern Partystimmung. Die Probleme mit der Soundanlage gerieten da zur Nebensache. Die Qualitäten des humorvollen Energiebündels, der selbst mit Hut kaum über 1,70 Meter misst, liegen jedoch nicht nur im Showbereich. Die Stimme des 52-Jährigen ist klar und voluminös, prädestiniert für Blues- und Soul-Gesang. Ganz anders als bei seinem Dad - dessen rudimentäre, manchmal nur dahingehauchten Wortfetzen sind ja zum Markenzeichen des "Boogieman" geworden. Der Junior will mit seiner jungen, nichtsdestotrotz erstklassigen Band nicht den Stil seines Vaters kopieren. Das hat er nicht nötig und will es auch nicht. In einem Song beschreibt er es so: Wenn ich versuchen würde, die Schuhe meines Vaters auszufüllen, dann würde ich schon beim ersten Schritt Krämpfe in meine Füße bekommen. Die Hochachtung vor der Musiklegende John Lee Hooker senior bringt der Sohn in eigenen Interpretationen bekannter Songs zum Ausdruck: etwa in einer lustigen Version von "Boom Boom" oder - ebenfalls auf seiner jüngsten CD "Blues with a vengeance" - in einer starken Fassung von "One Bourbon, one Scotch, one Beer". Im Juni erscheint "Cold as ice"

Mit einer Mischung aus Jazz, Funk und dem klassischen Chicago-Blues eines Muddy Waters hat Hooker junior seine musikalische Mitte gefunden und seine von Alkohol und Drogen begleitete Lebenskrise überwunden. Er hat es 2004 immerhin in der Kategorie "Bestes traditionelles Blues-Album" zu einer Grammy-Nominierung geschafft (gewonnen hat Etta James) und im vergangenen Jahr den begehrten "WC Handy Blues Award" gewonnen. Und die nächste Auszeichnung dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Denn das im Juni erscheinende Album "Cold as ice" ist ein Knaller - der Sohnemann macht seinem Vater posthum alle Ehre.

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