Ein zweiter Rock am Ring feiert Premiere

Sie haben es schon wieder getan. Marek und André Lieberberg, die Macher von Rock am Ring und Rock im Park, haben nach Rock im Pott 2012 ein weiteres neues Festival gestartet und damit voll ins Schwarze getroffen. Mehr als 40 000 ekstatische Fans feierten am Wochenende Rock\'n\'Heim auf dem Hockenheimring.

Hockenheim. Braucht Deutschland ein weiteres Open-Air-Festival? Aber sicher. Rock\'n\'Heim bietet auf dem Hockenheimring drei Tage lang alles, was der Festivalfan will. Positive Anarchie auf den Campingplätzen, große Bühnen, einen Sound wie die Trompeten von Jericho, Zehntausende adrenalingesteuerter Gleichgesinnter und starke Bands. Hier fängt Rock\'n\'Heim nicht klein und bescheiden an, sondern bietet mit den Ärzten, Volbeat, Tenacious D, System of a Down, Seeed und den Nine Inch Nails ein extrem starkes Lineup.
40 000 feiern die Premiere und belohnen den Wagemut der Veranstalter. "Das Festival-Feeling in und rund um das Motodrom sowie die euphorischen Reaktionen auf das Programm geben zu großer Freude Anlass", erklärten Marek und André Lieberberg. "Es wurde deutlich, dass die Fans auf ein furioses Finale zum Ende der Festivalsaison gewartet haben."
Genau das war der Plan: Mit dem gigantischen Rock am Ring eröffnen die Lieberbergs Anfang Juni den Festivalsommer. Rock\'n\'Heim sollte keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung werden - ein Abschluss des Festivalkalenders, der ebenso stark und erfolgreich ist wie deren Beginn auf dem Nürburgring. Das hat funktioniert. Nur zwei Bühnen, eine im direkten Vergleich mit dem Ring kleinere Fläche, statt 80 000 nur 40 000 Fans - im Bezug auf pure Quantität schaltet der Hockenheimring einen Gang zurück, erreicht aber dennoch das Format eines wirklich großen Festivals.
Schon am Freitagabend kommen die Ärzte. Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo Gonzales spielen zwei Stunden lang, überfordern die Fans nicht mit kaum noch bekannten alten Nummern, sondern bringen von "Schrei nach Liebe" bis zu "Westerland" und "Zu spät" den Stoff für eine nette Vorabend-Party, bevor die Dänen Volbeat dann die Sau rauslassen. Jack Black beweist am Samstagabend mit Tenacious D, dass er nicht nur ein guter Unterhalter, sondern auch ein starker Sänger ist. Hinterher schlagen System of a Down zu, und der Hockenheimring tobt. Am Sonntag lässt die Intensität nicht nach: Seeed und die Nine Inch Nails holen aus den inzwischen erschöpften Fanmassen die letzten Energien raus.
Fazit: Mit Rock\'n\'Heim haben die Lieberbergs eine weitere stabile Basis geschaffen. Deren Bedeutung wird sich vor allem zeigen, wenn die Macher von Rock am Ring sich irgendwann vom insolventen Nürburgring verabschieden. Doch danach sieht es zum Glück zurzeit nicht aus.Meinung

Die Party wird weitergehen
1985 startete Marek Lieberberg mit Rock am Ring. Er machte das Festival zum größten und langlebigsten seiner Art in Deutschland und schuf das Fundament einer Festivalkultur, die heute vor Leben und Energie vibriert. Doch auch wenn Lieberberg den Nürburgring zur Kultstätte gemacht hat, sollte niemand darüber staunen, dass Deutschlands erfahrenster Veranstalter auch einen Plan B hat, der in Kraft tritt, wenn er sich von der Strecke in der Eifel trennen muss. Noch steht dieser Abschied nicht an. 2014 soll Rock am Ring sogar vier statt drei Tage dauern, und auch für 2015 gibt es bereits eine feste Zusage. Dennoch ist offen, ob der krisengeschüttelte Nürburgring auf lange Sicht eine Zukunft haben wird. Die Suche nach einem neuen Besitzer läuft noch. Die Strategie der Lieberbergs ist klar, und sie hat Sinn: Wir warten nicht, bis am Ring die Lichter ausgehen, sondern schaffen jetzt bereits Lösungen, mit denen die Party ohne Unterbrechung weiterlaufen kann - auch wenn am Nürburgring nichts mehr läuft. j.pistorius@volksfreund.de

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