Einblicke in Sophies Welt

Esch/Lux. · Die große Kunst im Konsens: Eine Künstlerin, auf die sich Indie- oder Songwriter-Fans, Blues- oder Jazz-Anhänger gleichermaßen einigen können? Sophie Hunger, der Lichtblick der Schweizer Musikszene, kommt dem ziemlich nahe - ohne, dass sie es darauf anlegen würde. Das zeigte ihr Auftritt vor rund 400 Zuschauern in der Kulturfabrik Esch.

Das Feuilleton hofiert die zierliche Schweizerin. Die "Zeit" jauchzt, der amerikanische "Rolling Stone" kniet nieder, die "FAZ" jubelt. Und das Publikum? Das auch. Zutiefst berührt von einer Musikerin, die mit jeder Note ein kleines Stück von sich preisgibt. Gehaucht, geraunzt oder gefleht. In Englisch oder Schwyzerdütsch, in Französisch oder Hochdeutsch. Wie es eben passt. Und bei all der Präsenz und der emotionalen Komplettversorgung bleibt Sophie Hunger als Ganzes ein Geheimnis. Das ist vielleicht ihre größte Kunst.

Anbiederung beim Publikum ist das Letzte, was sie im Sinn hat. Eine längere Ansage - in Französisch - gibt es erst im langen Zugabenblock. Da hatte die Sängerin, Pianistin und Gitarristin samt grandioser vierköpfiger Liveband das Publikum längst in ihren Kosmos entführt. Ihre Welt, das sind spröde Schönheiten wie "Walzer für Niemand" oder "1983" vom gleichnamigen zweiten Album. Da trifft Chanson auf Blues, Jazz-Akkorde treffen auf Dylan-Zitate. Der Indie-Pop, der immer mal zart durchschimmert, wird stilsicher mit gestopfter Posaune veredelt. "Rise and Fall" kommt mit mehrstimmigem Chorgesang und Klavierimprovisation geradezu episch herüber. Und wer in den Zu gaben noch Rock hören will, bitteschön, kein Problem. Die 27-Jährige hält das alles zusammen: Ein faszinierender Einblick in Sophies Welt. Andreas Feichtner

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