Eine Achterbahnfahrt für die Sinne

Esch · Foyer der Rockhal, kurz bevor das britische Elektronik-Duo Chemical Brothers loslegt. Das Erste, was ins Auge sticht, sind die Sanitäter und eine Trage, mittendrin.

Sicherheitshalber. Nein, Tom Rowlands und Ed Simons befördern keine kreischenden Teenies ins Delirium. Klaustrophobisch eng wird's auch nicht für die 2000 Zuschauer. Das Durchschnittsalter dürfte sich bei 30 einpendeln. Wenn "Koksen = Achtziger" ist, wie eine Cola-Werbung meint, dann ist Ecstasy heute voll Neunziger, kein Donnerstagabend für Exzesse. Aber die Trage könnte auch nüchtern betrachtet ihre Berechtigung haben: Denn eineinhalb Stunden Chemical Brothers sind eine Tour de Force für den Körper, eine Achterbahnfahrt für die Sinne. In den 90ern waren die Chemical Brothers ihrer Zeit voraus, sie schafften es nebenbei - wie The Prodigy -, elektronische Musik auch für eher konservative Rockfans interessant zu machen. Die Live-Shows wurden legendär, auch wenn Rowlands und Simons im Halbdunkel schalten und walten und man schwer abschätzen kann, was sie konkret machen. Ist aber egal. Spektakulär ist es heute noch: das Wechselspiel aus laut und leise, höchsten und tiefsten Frequenzen. Dazu gibt's wilde Video-Animationen, die den Zuschauer im Höllentempo durch Kirchen und Tempel schießen lassen. Plakativ: ja! - aber nie bumm-bumm-dumm. Ein wahrer Reiz-Tsunami, der anstrengt, aber gehörig Spaß macht.

Andreas Feichtner

KURZKRITIK: CHEMICAL BROTHERS / ROCKHAL ESCH

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