Eine Gruppe einwandfreier Christen

Trier · 1964 gründete sich der Friedrich-Spee-Chor Trier und ist seitdem eine kulturelle Institution in Stadt und Region und gleichzeitig durch Konzertreisen auch ein Botschafter seiner Heimat.

 „Stimme fit? Sing mit!“: Der Trierer Friedrich-Spee-Chor. Foto: privat

„Stimme fit? Sing mit!“: Der Trierer Friedrich-Spee-Chor. Foto: privat

"Die generationsübergreifende Offenheit ist ein besonderes Merkmal, das den Chor in meinen Augen auszeichnet", sagt Sebastian Glas, der seit November 2010 den Friedrich-Spee-Chor leitet. Er ist der vierte Dirigent dieses Vokalensembles. Der Musiklehrer am Wittlicher Peter-Wust-Gymnasium hat Unruhe in "seinen Spee-Chor", wie es ihm schon sehr selbstverständlich über die Lippen kommt, gebracht. Nach dem traditionellen Weihnachtskonzert im Dezember des vergangenen Jahres sagte eine Sängerin: "Der Herr Glas wirbelt uns ganz schön durcheinander. Es macht richtig Spaß, mit ihm zu arbeiten."

Ein wenig Schmunzeln muss man, wenn man in der Geschichte dieses Chores blättert. Der Klangkörper mit dem Jesuiten Spee als Paten hat schriftlich festgehalten, dass seine Mitglieder "einwandfreie Christen" sind. In den Anfangsjahren musste Chorgründer Karl Berg für Konzerte in einem katholischen Gotteshaus noch eine Genehmigung durch das Bistum einholen. Der damalige Trierer Generalvikar Josef Paulus knüpfte für ein Konzert im Jahre 1966 in St. Paulin daran die Bedingung, dass kein Eintritt erhoben werden durfte und eben, dass "alle Mitwirkenden einwandfreie Christen" sein müssen. Eine nähere Definition, was darunter zu verstehen sei, ersparte er dem Chor allerdings.

Junge Menschen im Blick



Dirigent Glas und auch der Vorsitzenden des Chores, Ursula Wirtz, ist die große Geschichte eine Verpflichtung und gleichzeitig eine Stütze beim Blick in die Zukunft. Sehr schnell erwarb sich der Chor einen Ruf, der über die Grenzen der Stadt hinausging und Mitglieder aus der ganzen Region anzog. Daran hat sich bis heute nichts geändert, und viele der rund 70 Mitglieder kommen nicht aus der Stadt Trier. Ein besonderes Augenmerk hat Wirtz auf die Studenten der Trierer Uni. "Wir wollen in erster Linie junge Menschen ansprechen. Der Zulauf von Unter-30-Jährigen ist erstaunlich gut", so Wirtz . Die neueste Idee für den Nachwuchs sind Handzettel mit flotten Sprüchen wie "Stimme fit? Sing mit!".

Notwendig ist aber auch ein Programm, für das sich Gymnasiasten und Studenten ebenso begeistern wie die Choristen, die schon seit Jahrzehnten dabei sind. Stilistisch lässt sich Glas hierbei nicht festlegen. "Es ist mir wichtig, dass die ausgewählte Literatur so hohe Qualität hat, dass sie uns auch in langer und intensiver Probenarbeit nicht ermüdet."

Geprobt wird immer projekt-, will heißen konzertbezogen. "Dadurch eröffnen wir zum Beispiel jungen Familien die Möglichkeit, bei einzelnen Projekten auch einmal zu pausieren und trotzdem weiter Mitglied des Chores zu sein", so Glas, der selber begeisterter Chorsänger war. "Wenn ich vor dem Chor stehe, bedaure ich immer, dass ich nicht selbst mitsingen kann."

Extra

Der Spee-Chor zählt derzeit rund 70 Mitglieder. Geprobt wird jeden Montag von 18 .45 bis 21. 30 im Pfarrheim der Trierer Liebfrauenkirche. Bei neuen Mitgliedern werden Notenkenntnisse und Chorerfahrung erwünscht sowie eine regelmäßige Teilnahme an den jeweiligen Projektproben. Auf dem Programm für 2011 stehen unter anderem im April vier Bachmotetten, im September die Messe für zwei Chöre von Frank Martin und im Dezember der Weihnachtsteil aus dem Oratorium "Christus" von Franz Liszt. Kontakt: Chorleiter Sebastian Glas, Telefon 06561/6937211 oder glas@speechor.de. Vorsitzende Ursula Wirtz, Telefon 0651/16796 oder spee-wirtz@arcor.de (gkl)

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