Eine Legende schon zu Lebzeiten

Esch/Luxemburg · Die Superstars geben sich diesen Sommer in der Rockhal zu Esch (Luxemburg) die Klinke in die Hand: Ein großartiger Stevie Wonder hat am Donnerstagabend 5800 Zuschauer begeistert - mit Welthits, kraftvoller Stimme und einer fantastischen Band.

 Bunte Sonnenbrille, leidenschaftlicher Gesang: Seine Markenzeichen präsentiert Soulsänger Stevie Wonder auch beim Auftritt in Luxemburg. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Bunte Sonnenbrille, leidenschaftlicher Gesang: Seine Markenzeichen präsentiert Soulsänger Stevie Wonder auch beim Auftritt in Luxemburg. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Esch/Luxemburg. Stevie Wonders Preise und Auszeichnungen könnten ein ganzes Museum füllen: Er hat 32 Nummer-Eins-Hits vorzuweisen und weit über 100 Millionen Platten verkauft. Davon, selbst zum Museumsstück zu werden, ist der 64-jährige US-Amerikaner jedoch weit entfernt. An der Spitze seiner superben Band bietet er im luxemburgischen Esch-sur-Alzette eine packende, zweistündige Show. Darin beweist Wonder, warum er einer der wenigen genialen Soul- und Popmusiker ist, der schon zu Lebzeiten zur Legende geworden ist. Über mehr als 50 Jahre hinweg hat er Generationen von Musikern beeinflusst und sein Publikum begeistert.
Am Donnerstag steht er vor 5800 Menschen in der Rockhal auf der Bühne, leicht gehandicapt durch eine Erkältung. Das hört und spürt man bei seiner Performance, dem Gesamterlebnis tut das jedoch keinen Abbruch. Seine Stimme hat noch die Kraft des Mittzwanzigers, der 1976 das epochale Album "Songs in the Key of Life" vorgelegt hat. Einige Zitate hieraus bringt er auch in Esch, das sind dann wohl die stärksten Momente des zweistündigen Sets; die fantastische Hommage an Duke Ellington, "Sir Duke", und dann die knallenden Blechbläser in "I Wish" bringen das bunt gemischte Publikum zum Toben.
Überhaupt hat Wonder eine Weltklasse-Band zusammengestellt, seine Musik erfordert exzellente Profis an den Gitarren, Bässen, Percussions, Hörnern, Keyboards und bei den Background-Sängern. Hier singt dann auch seine Tochter Aisha. Das einstmals gickelnde Baby aus "Isn\'t she lovely" ist eine formidable Unterstützung für den Vater. Man erinnert sich im Publikum, Kinder, wie die Zeit vergeht!
Und überhaupt, Stevie und seine vielen Frauen. Damit kokettiert er gern. Glaubhaft überliefert ist, dass der von Geburt an Blinde die Hautfarbe von Frauen ertasten kann. Sei\'s drum, der Mann hat Charisma, das kommt an.
Heiß ist es draußen und stickig in der Rockhal, die Kondition der Musiker und des Publikums werden auf eine harte Probe gestellt. Aber es lohnt sich: strahlende Gesichter, tanzende Paare und lautes Mitsingen überall. Zum Singen animiert auch Wonder, die euphorisierte Meute ist textsicher und willig. "Ebony and Ivory" - der Tophit von 1982 mit Paul McCartney - wird aus über 5000 Kehlen zum Gänsehauterlebnis. Natürlich gibt es auch Balladen, "My Cherie Amour", "Sunshine of my life" und das unvermeidliche, massentaugliche "I just called to say I love you". Das kubanisch angehauchte "Don\'t you worry bout a thing" animiert im Rumbatakt zum Tanzen.
Zum Finale dann eine bombastische Version von "Superstition", Sänger und Band ziehen alle Register, magische Momente in der Rockhal. Danach ist Schluß, naturgemäß bleiben Dutzende Welthits ungespielt, es gibt auch keine Zugabe. Vielleicht beim nächsten Mal?

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