Eine Musik, die die Welt betört

Trier · Es war ein musikalisches Erdbeben, das das Album und der Film "Buena Vista Social Club" im Jahr 1997 auf der Welt auslösten. Seit dieser Zeit füllen die Musiker des berühmten Clubs immer wieder Konzertsäle. Am 3. August präsentiert der TV Omara Portuondo, und das Orquesta Buena Vista Social Club beim Open Air im Trierer Amphitheater.

Trier. Zigarren, Fidel Castro und zerfallene Kolonialbauten. Sind das die ersten Gedanken, die sich beim Stichwort Kuba in Ihrem Kopf manifestieren? Dann ist es Zeit, eine andere, betörende Seite des Landes kennenzulernen - die Musik, und zwar die Son-Musik (siehe Extra).
Selbst in Kuba galt diese lange als vergessen, als Musik der Alten - bis der amerikanische Musiker Ry Cooder 1996 wegen eines Musikprojekts in das Land reiste. Das Projekt fiel ins Wasser, Cooder musste improvisieren und holte ur-kubanische Sänger quasi aus der Versenkung, um sie gemeinsam mit den besten Musikern des Landes zum Buena Vista Social Club zu formieren. Und so musizieren die alten Herren Ibrahim Ferrer, Compay Segundo, Eliades Ochoa, Juan de Marcos und die einzige Frau im Club, Omara Portuondo, gemeinsam mit grandiosen Musikern wie Rubén González, Barbarito Torres oder Manuel ‚Guajiro\' Mirabal.
Der von Wim Wenders produzierte Dokumentarfilm gleichen Namens verleiht dem Bekanntheitsgrad der Son-Musik 1999 das sogenannte i-Tüpfelchen. Er erhält sogar eine Oskar-Nominierung, die Musik gewinnt einen Grammy. Der Film begleitet die Musiker nicht nur bei den Proben und gewährt Blicke auf Havanna, sondern lässt die Protagonisten aus ihrem Leben erzählen und zeigt sie in ihrem persönlichen Umfeld. Das Besondere daran: Der politische Aspekt des kommunistischen Kubas, das von Amerika wirtschaftlich boykottiert wird und dessen Menschen in ärmlichen Verhältnissen leben müssen, steht nicht im Vordergrund, sondern die Musik.
Vom Unfall zum Riesenerfolg


Dass aus dem "musikalischen Unfall" eines der erfolgreichsten Weltmusik-Alben der Musikgeschichte werden sollte, das sich bis heute weltweit mehr als acht Millionen Mal verkauft hat, ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand. Die legendären Sänger Ibrahim Ferrer, Compay Segundo und Rubén Gonzàlez leben heute nicht mehr. Doch die verbliebenen Mitglieder des Orchesters aus Havanna füllen weiter die Konzertsäle der Welt mit ihren unwiderstehlichen Melodien.
Ausverkaufte Tournee


Mit ihrer Europatournee präsentieren die Solisten Guajiro Mirabal und Jesus "Aguaje" Ramos zusammen mit Manuel Galbán und Barbarito Torres nun am Mittwoch, 3. August, um 20 Uhr im Trierer Amphitheater eine Show, in der das Publikum den originalen Sound des Buena Vista Social Club erleben kann. Begleitet werden sie von einer großen Band.
Mit dabei die einzige Frau im Club, die 80-jährige Grande Dame der Son-Musik, Omara Portuondo, die mit ihrer Solo-Tournee erst kürzlich in der ausverkauften Luxemburger Philharmonie gastierte.Der Name Buena Vista Social Club ist bei dem 1940 von Israel López komponierten Stück entliehen, das von einem Tanzlokal in Buena Vista, einem Stadtteil Havannas, inspiriert wurde. Dort spielten viele bekannte Orchester jener Zeit. Son-Musik kommt aus dem Kubanischen und vereint afrikanische Trommelrhythmen und Gitarrenmusik. Zu den typischen Schlaginstrumenten Tres, Claves und Maracas kamen Instrumente wie Kontrabass, Gitarre, Piano und Trompete. In den 1940er Jahren spielten in Havanna ganze Tanzorchester diese Musik. Son wird oft als Vorgänger der Salsa gesehen. Aus dem Son haben sich lateinamerikanische Tänze wie die Rumba oder der Mambo entwickelt. CDs: Buena Vista Social Club, Rhythms del Mundo - Cuba, Rhythms del Mundo - Cubano Aleman, Rhythms del Mundo - Classics, Rhythms del Mundo - Revival Filme: Buena Vista Social Club, Musica Cubana MRA

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort