Eine phänomenale Stimme

Thomas Quasthoff gastierte am Donnerstagabend in der Luxemburger Philharmonie. Ihm zur Seite standen Musiker der Wiener und Berliner Philharmoniker, die sich unter dem Namen Kammerorchester Wien-Berlin zusammengefunden haben.

Trier. (gkl) Spätestens bei der Arie "In diesen heilgen Hallen" aus Wolfgang Amadeus Mozarts Zauberflöte gab es für die Zuhörer im nahezu ausverkauften Grand Auditorium kein Halten mehr. Stehender Applaus brandete der Bühne entgegen, und man konnte den Eindruck gewinnen, dem Protagonisten, dem diese Zustimmung galt, war es fast schon zu viel des Guten. Die Stimme des Baritons Quasthoff ist ein Phänomen. Höhen, die manchem Tenor zur Ehre gereichen würden, dazu eine Tiefe, die eine ganz eigene Färbung hat, deren Reiz man sich nicht entziehen kann.

Arien von Mozart und Joseph Haydn standen auf dem Programm seines Solorezitals, das er zusammen mit dem Kammerorchester Wien-Berlin gestaltete. So "Chi spira e non spera" aus Haydns Oper "L'anima del filosofo ossia Orfeo ed Euridice" und auch Mozarts KV 612, "Per questa bella mano". Quasthoff traf mit seinen Interpretationen immer genau den Punkt, machte die Vorgaben des Textes zu seinen eigenen Aussagen, egal ob es nun die Haydn'sche Lebensweisheit war oder der innige Liebesschwur bei Mozart.

Der Salzburger Meister hat in dieser Arie dem Gesangssolisten einen solistischen Kontrabass an die Seite gestellt. Dieser kam in Luxemburg mit Nabil Shehata aus den Reihen des Kammerorchesters, und er tat es seinem Partner gleich - er machte eine exzellente Figur. Gerade so, wie man es vom Solobassisten der Berliner Philharmoniker erwarten konnte. Virtuosität und Ausdruck gingen bei seinem Spiel eine geglückte Melange ein.

Was für Shehata galt, musste man auch dem übrigen Klangkörper unter der Führung von Konzertmeister Rainer Honeck bescheinigen. In Mozarts Sinfonie Nr. 29, KV 201, und auch in Haydns Sinfonie 45 in fis-Moll agierte das Orchester auch ohne Dirigent mit traumwandlerischer Sicherheit. Das Haydn-Opus hat den Beinamen "Abschiedssinfonie". Natürlich ließen es sich die Wien-Berliner nicht nehmen, getreu der Überlieferung und sehr zur Gaudi des Publikums im letzten Satz einer nach dem anderen die Bühne zu verlassen. Doch sie kamen alle wieder zurück, um ihren wohlverdienten Applaus in Empfang zu nehmen.

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