Eine tolle Mischung aus Nostalgie und Moderne

Trier · In der Trierer Tuchfabrik hat der Jazzclub Eurocore im 35. Konzertjahr einen Genrewechsel gewagt. Mit dem Konzert von El Camino und Dynamite Funk hat er erfolgreich eine Brücke zu Rock und Funkmusik geschlagen.

 Sie kommen wie ein Gewitter über die Tufa: Dynamite Funk and Friends, Jürgen Schulz und Miriam Cartarius. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Sie kommen wie ein Gewitter über die Tufa: Dynamite Funk and Friends, Jürgen Schulz und Miriam Cartarius. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Trier. Warm anziehen musste sich keiner der mehr als 100 Besucher beim Konzert der jungen Funk-Rock-Truppe Dynamite Funk and Friends im Trierer Kulturzentrum Tuchfabrik. Trotz des kühlen Spätsommerwetters heizten die Musiker den großen Saal explosionsartig auf, schnell flogen die Pullis von den Leibern der buntgemischten Zuschauerschar. Beim Studenten wie beim Pensionär traten deutlich rhythmusbedingte Zuckungen auf - die Musik ging auf direktem Wege von den Ohren über den Bauch in die Beine.
Der Jazzclub Eurocore hat im 35. Jahr seiner Konzerte einmal mehr bewiesen, dass er genreübergreifend denkt, und mit Dynamite Funk and Friends ein mitreißendes Ensemble auf die Bühne der Tufa geholt: Simon Engelbert (Gitarre, Gesang), Jürgen Schulz (Schlagzeug), Georg Meier (Gitarre) und als Gäste Teresa Frank (Gesang), Miriam Cartarius (Gesang), Sabine Bee (Gesang) sowie am Keyboard Tobias Schmitz, der schon Roman Loeb nach Baku begleitet hat und bei Jupiter Jones spielt.
Was die sieben jungen Leute aus Klassikern von Stevie Wonder ("Superstitious", "Delivered") oder Mother\'s Finest herausholen, ist im wahrsten Wortsinn erhebend und zeugt von einem tiefen Verständnis für die Hits, die teilweise noch vor der Geburt der Musiker die Charts angeführt haben. Das überträgt sich auf die Zuschauer, manche strahlen still nach innen, andere schwingen schwitzend die Hüften.
Hinreißendes Gitarrenspiel


Georg Meier spielt hinreißend die E-Gitarre, sein Solo bei "Superstitious" ist sensationell; wenn Miriam Cartarius sich dazu die Seele aus dem Leib singt, brennt die Luft. Die anderen Protagonisten stehen dem in nichts nach. Simon Engelbert führt seine formidable Band sicher und souverän, die drei Sängerinnen sind viel mehr als Staffage, Jürgen Schulz treibt mit seinen Drums das Geschehen dynamisch voran, und Jones-Keyboarder Tobias Schmitz zeigt seine ganze Klasse nicht nur bei den Soli. "Brick House" von den Commodores und "Kiss" von Prince sind absolute Höhepunkte der Show.
Julian (49) und Elke Seller (47) aus Euren sind Stammgäste bei tanzbaren Konzerten und sagen: "Das geht gut ab hier, eine tolle Mischung aus Nostalgie und Moderne." Dabei beziehen sie auch die zweite Gruppe des Abends mit ein, El Camino (Albert Niesen und Detlef Roth) mimen mit Musik von Clapton bis Otis Redding überzeugend die Country-Rocker aus Texas - inklusive gefaktem amerikanischen Western-Akzent und Texas-Flagge. Frenetischer Applaus für ein ungewöhnlich spannendes Konzert.

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