Eine Wegmarke im Trierer Konzertleben

Trier · In der Fastenzeit sind die Aufführungen der Passionsmusiken von Johann Sebastian Bach immer ein Höhepunkt. In der Konstantin-Basilika war es in diesem Jahr die Passion nach dem Evangelisten Markus.

1731 wurde die Markus-Passion von Johann Sebastian Bach in Leipzig uraufgeführt, 1744 gab es eine weitere Aufführung in einer überarbeiteten Version. Leider ging sie verloren, nur das Textheft blieb erhalten. Etliche Musiker haben sich immer wieder daran gemacht, das BWV 247 zu rekonstruieren, ihm neues Leben einzuhauchen. Einer davon war im Jahr 1999 der niederländische Ton Koopman, weltweit als ein Bachkenner par excellence bekannt.

Seiner durchaus nicht unumstrittenen Fassung widmete sich in der Trierer Konstantin-Basilika der Bachchor unter der Leitung von Kantor Martin Bambauer. Im ersten Teil wurde er unterstützt vom Mädchenchor am Trie rer Dom (Einstudierung Thomas Kiefer).

Zweifelsfrei stellte diese Erstaufführung eine Wegmarke im Trierer Konzertleben und auch in der Geschichte des Bachchores dar, der sich bei diesem Konzert in bester Verfassung präsentierte.

Die Präzision und das konzentrierte bei der Sache bleiben bei diesem über zwei Stunden dauern den Werk war für sich schon bewunderungswürdig. Hinzu kam die Ausgewogenheit zwischen den Stimmen, das insgesamt sehr homogene Klangbild, das der Chor abgab.

Ebensolche Komplimente verdiente sich das Münchener Barockorchester L'arpa festante, für derartige Konzerte schon fast das Hausorchester sowohl in der Basilika als auch im Trierer Dom. Ausgewogen und präsent folgten die Musiker Bambauers Dirigat und verwandelten dessen klare und überzeugende Vorstellungen der Passion in Klang um.

Präsentierten sich die Ensembles in wundervoller Geschlossenheit, konnte man solche Qualitäten dem Solistensextett leider nicht bescheinigen.

Siri Karoline Thornhill (Sopran) und die Altistin Schirin Partowi konnten restlos überzeugen und ihr Duett "Er kommt, er kommt, er ist vorhanden" gehörte mit zu den schönsten Momenten des Konzertes. Ebenso die beiden Bassisten Julian Redlin (Christus) und Klaus Mertens, der für die Arien die Verantwortung übernommen hatte, wurden ihrer Aufgabe absolut souverän gerecht.

Knackpunkt waren mit Jan Kobow und Thomas Reichert die beiden Tenöre. Freilich, bei Reichert darf man nicht übersehen, dass er ein Laiensänger ist, jedoch konnte er seine Überforderung vielfach nicht leugnen. Anders beim international renommierten Kobow. Die Rolle des Evangelisten stellte auch in dieser Passion eine Herkulesaufgabe dar, um die er nicht zu beneiden war.

Gestaltete er am Anfang seine Partie in einer Qualität, wie man es erwarten konnte, so machte sich je später, je mehr deutlich, dass er leider nicht auf der Höhe war. Seine stimmlichen Aussetzer waren teilweise schon schmerzhaft.

Trotzdem und verdient beendete langanhaltender Applaus ein Konzerterlebnis, das vielen lange im Gedächtnis bleiben wird.

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