Einer ohne Dirigenten-Allüren: Neue Runde um Puhl-Nachfolge am Trierer Theater

Trier · Jochem Hochstenbach dirigiert das 6. Sinfoniekonzert.

 Präzise Arbeit am Dirigentenpult: Jochem Hochstenbach. TV-Foto: Martin Möller

Präzise Arbeit am Dirigentenpult: Jochem Hochstenbach. TV-Foto: Martin Möller

Foto: (g_kultur

(mö) Er strahlt eine wohltuende Sachlichkeit aus. Pathos und selbstherrliche Dirigenten-Allüren sind Jochem Hochstenbach fremd. Aber wenn es im Gespräch um Musik geht, dann zeigt sich sofort in aller Deutlichkeit, wie wichtig ihm Musizieren und Dirigieren sind. Unter den drei Bewerbern um die Trierer General Musikdirektor (GMD)-Stelle leitet Hochstenbach das 6. Sinfoniekonzert, morgen, Donnerstag um 20 Uhr. Die beiden anderen Bewerber kommen in Sinfoniekonzerten am 27. April und 25. Mai zum Zuge. Der TV wird auch diese Kandidaten vorstellen.

Jochem Hochstenbach, 46, ist Niederländer. Er kam über die Stationen Wien, Linz und Karlruhe nach Bern und ist dort am Theater 1. Kapellmeister. Auch in dieSchweizer Bundeshauptstadt hat er etwas von der niederländischen Bruckner-Mahler-Musikkultur seiner Heimat mitgenommen. Sehr gerne erinnert er sich an das Amsterdamer Concertgebouw mit seinem international berühmten Orchester und dem damaligen Chef Bernhard Haitink. Ein musikalisches Schlüsselerlebnis, auf das sich viele Künstler berufen, hatte er indes nie. Hochstenbach ist von Kind an wie selbstverständlich hineingewachsen in die Musikkultur seiner Umgebung. Darum beantwortet er Fragen zu seinen musikalischen Präferenzen eher ausweichend und mit einiger Vorsicht. Erst auf Nachfragen nennt er Mozart. Mit dem werde man als Musiker einfach nicht fertig.

An der Trierer GMD-Stelle reizt ihn vor allem eins: die künstlerische Autonomie. Hochstenbach ist ein erklärter Anhänger des Ensemble-Theaters. Ein Ensemble zu formen, auch auf der Basis persönlicher Beziehungen, ist eins seiner wichtigsten Anliegen. Das Programm des 6. Sinfoniekonzerts ist nicht gerade ideal für pultvirtuose Selbstdarstellung. Es ist nicht weltbewegend, aber gehaltvoller, als es den Anschein hat. Darauf legt Hochstenbach Wert. Schuberts 3. Sinfonie -"ein Werk voller jugendlicher Energie". Die "Tragische Ouvertüre" von Johannes Brahms "nicht leicht zugänglich, aber sehr gehaltvoll. Man darf sie nur nicht larmoyant und schwerfällig musizieren.". Und an Carl Nielsens Flötenkonzert von 1926 rühmt Hochstenbach die "nordische Romantik". "Sehr wild" sei diese Komposition, verspricht der Dirigent.

Solist im 6. Sinfoniekonzert ist Egor Egorkin, der russische Musiker studierte in St. Petersburg und Weimar und ist Preiträger des Theobald-Böhm-Flötenwettbewerb. Seit 2013 ist der Flötist Mitglied der Berliner Philharmoniker.
6. Sinfoniekonzert, Donnerstag, 30. März, 20 Uhr, Theater Trier. Werke von Brahms, Nielsen und Schubert, Egor Egorkin, Flöte, Trierer Philharmoniker, Leitung: Jochem Hochstenbach.

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