Einfach Fakten geschaffen

TRIER. Die Ausschreibung der Stelle des Generalmusikdirektors sorgt weiter für Ärger. Die Kulturpolitiker der Stadtratsfraktionen sind verärgert, weil sie bei der Veröffentlichung des Ausschreibungstextes komplett übergangen wurden.

Eigentlich, so hatte es CDU-Kulturpolitiker Ignaz Bender seiner Fraktion vorgeschlagen, hätte man über die Ausschreibungsmodalitäten bei der nächsten Kulturausschuss-Sitzung am 14. Februar diskutieren sollen. Bender teilte das den kulturpolitischen Sprechern der anderen Fraktionen mit, und die gingen davon aus, dass entsprechend verfahren würde."Ausschreibung im Schweinsgalopp"

Doch bereits am 30. Januar erschien im einschlägigen Online-Portal www.theaterjobs.de der Ausschreibungstext. Kurz danach wurde er auch in Zeitungs-Anzeigen veröffentlicht. "Die haben das im Schweinsgalopp gemacht, um Fakten zu schaffen", schimpft SPD-Stadtrat Peter Spang aufgebracht. Diese Fakten gehen recht weit. Denn die Stelle, die nun öffentlich ausgeschrieben ist, hat beachtliche neue Kompetenzen erhalten. "Dem GMD obliegen alle Aufgaben der Planung und Realisierung der Musiktheateraufführungen inklusive der Trierer Antikenfestspiele in Zusammenarbeit mit dem Intendanten", heißt es im Ausschreibungstext. Mit dieser Formulierung gebe es "faktisch zwei gleichberechtigte Intendanten", sagt ein Branchenkenner. Vor einer solch elementaren Weichenstellung wären die Fraktionsvertreter gerne gefragt worden. "Das ist wieder mal die typische Politik im stillen Kämmerlein", kritisiert Peter Spang, und weiß sich dabei im fraktionsübergreifenden Einklang mit seinen Kollegen. "Man hat uns nicht mal deklamatorisch einbezogen", wettert auch der Grüne Gerd Dahm. Auch UBM-Kulturchef Hermann Kleber zeigt sich überrascht vom Vorgehen der Verwaltung. "Ich hätte erwartet, dass wir einbezogen werden", sagt er, "aber wir haben die Ausschreibung nie zu Gesicht bekommen".OB Schröer: "Ich sehe kein Problem"

Kleber wirft die Frage auf, ob die neuen Kompetenzen für den GMD überhaupt mit dem laufenden Vertrag des amtierenden Intendanten zu vereinbaren seien. "Eigentlich kann das erst für künftige Intendanten gelten", vermutet er. Andererseits sei die Ausschreibung "ein Präjudiz, aus dem die Stadt nicht mehr rauskommt". Das sei eine "sehr unglückliche Verkettung". Oberbürgermeister Helmut Schröer vermag darin kein Problem zu sehen. "Selbstverständlich" gelte der Vertrag mit Intendant Gerhard Weber weiter. Man habe aber mit ihm gesprochen, er sei mit der neuen Konstellation einverstanden. Im Übrigen sei die Ausschreibung Sache des Stadtvorstands und eine Beratung des Textes mit den Fraktionen nie vorgesehen gewesen. CDU-Mann Bender betont derweil, sein Vorschlag zur Vorgehensweise sei nur ein CDU-interner Diskussionsbeitrag gewesen, der im Fraktionsvorstand keine Mehrheit gefunden habe. Dort zog man es offenbar vor, die leidigen internen Streitigkeiten um die GMD-Nachfolge durch den Vollzug der Ausschreibung zu beenden. Die anderen Fraktionen bleiben dagegen widerspenstig. "Wir werden über die Sache noch zu sprechen haben", sagt Hermann Kleber. Allerdings ahnt auch er, "dass es wohl keine Chance gibt, an den geschaffenen Fakten noch viel zu ändern".

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