Einmal im Leben Spiderman sein

Weltpremiere am Samstag im Trierer Cinemaxx: Der Film "London liegt am Nordpol" um einen geistig behinderten Jugendlichen ist mit jungen Laiendarstellern aus der Region und Profis wie Olaf Krätke in Kell und Wittlich gedreht worden.

 Zweikampf unter Wasser: Peter (Lukas Krämer, links) kämpft mit Kevin (Tim Meter). Foto: Langmatt Media

Zweikampf unter Wasser: Peter (Lukas Krämer, links) kämpft mit Kevin (Tim Meter). Foto: Langmatt Media

Trier/Kell/Wittlich. Einmal Held wie "Spiderman" und anerkannt sein - davon träumt der seit einem Unfall geistig behinderte 15-jährige Peter. Die Realität sieht anders aus: Versuche, im Schwimmbad Anschluss an die 14-jährige Laura und ihre Clique zu finden, scheitern. Doch gerade dadurch erfährt Peter eine beeindruckende persönliche Entwicklung. Für die Idee zur Geschichte, die der in Trier lebende Regisseur Achim Wendel, Drehbuchautor Andreas Klee und Produzent Benjamin Huber (Langmatt Media) mit tragisch-komischem Humor in "London liegt am Nordpol" erzählen, stand Lukas Krämer aus Bernkastel-Kues Pate.

Andreas Klee betreut den geistig behinderten Schüler seit Jahren hauptberuflich im Rahmen der sozialpädagogischen Familienhilfe und brachte ihn mit dem Regisseur zusammen. "Lukas erzählte dabei von der für ihn bedeutenden Begegnung mit einem Mädchen auf der Freibadrutsche", sagt Wendel. Daraus sei das Grundgerüst des Drehbuchs entstanden. "Klar war auch, dass Lukas die Hauptrolle spielen sollte." Mit einem Casting, organisiert vom Trierer Verein muts e.V., der zudem aufs Filmthema abgestimmte Workshops zur Gewaltprävention veranstaltete, wurden passende Darsteller in der Region gesucht. Vor allem an Lukas/Peters "Gegenspielerin" Laura gab es besondere Anforderungen: "Sie sollte zur Verdeutlichung der Integrationsproblematik unnahbar wirken, außerdem zwischen kindlich und erwachsen, aber nicht zu überlegen erscheinen, um Peters Kontaktversuche glaubwürdig zu machen", erläutert Wendel. Außer Jana Müller aus Föhren (VG Schweich) als Laura wurden Tim Meter, Annalena Karl, Dominika Weber, Franziska Byns, Cosima Reh für Rollen sowie Lisa Schiffner, Adrian Kuhn und Hanna Emmerling für Aufgaben hinter der Kamera ausgewählt. "Der Film hat nicht nur Jugendliche zum Thema, er ist auch ein Jugendprojekt", sagt Wendel. Nicht nur, dass die Jugendlichen auf Augenhöhe mit Profischauspielern wie dem aus Bully Herbigs Wickie-Film bekannten Olaf Krätke, Ygal Klein, der Trierer Sängerin Beatrice Bergér und Monika Noltesmeier vor der Kamera standen: "Sie haben sich intensiv mit Ausgrenzung, für die die Behinderung in unserem Film nur ein Symbol ist, auseinandergesetzt".

Außerdem seien sie für ein gemeinsames Ziel an ihre Grenzen gegangen: "Alle wussten, es macht nur Sinn, wenn es richtig gut wird". Gedreht wurde im Eingangsbereich des Freibads in Kell und teils unter Einsatz eines Segelboots in den Becken des Schwimmbads in Wittlich. Schlechtes Wetter und technische Probleme beim erstmaligen Einsatz der digitalen Kinokamera erschwerten die Dreharbeiten erheblich. Durch aufwendige Nachbearbeitung konnte das Projekt dennoch realisiert werden.

"Man kann mit dem Film nicht die Welt verändern, aber er gibt Anstöße, über Integration, eigene Wege und Positionen nachzudenken" resümiert Regisseur Achim Wendel. Am Samstag, 9. Januar, um 17 Uhr, feiert der von der Filmförderanstalt Berlin, der Kulturförderung des Landkreises Bernkastel-Wittlich und der Nikolaus-Koch-Stiftung finanziell unterstützte 20-minütige Kurzfilm im Trierer Cinemaxx Premiere. Als Vorfilm läuft der preisgekrönten Kurzfilm "Pizza Amore" von Achim Wendel. Die Macher und Schauspieler, darunter Olaf Krätke, werden anwesend sein.

Kartenreservierungen bis zum 7. Januar unter www.london-liegt-am-nordpol.de - dort gibt es auch Infos, ein Forum und Kontaktadressen.

extra

Achim Wendel wurde 1976 in Morbach geboren, arbeitete erst im kaufmännischen Bereich, drehte aber bereits erste Amateurfilme, von denen der 75-minütige Anti-Drogenfilm "Gekauftes Glück" mit dem rheinland-pfälzischen Förderpreis ausgezeichnet wurde. Danach studierte er an der Hochschule für Medien in Stuttgart und realisierte zeitgleich und bis heute mehrere prämierte Kurzfilme. Allein "Pizza Amore" um das Thema Trennungsschmerz gewann 12 Auszeichnungen auf nationaler und internationaler Ebene und wurde im Fernsehen gezeigt. Seit 2007 arbeitet Wendel als freier Regisseur und Kameramann im Bereich Spielfilm, Werbung und Industrie. Er lebt in Trier.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort