Einmal reicht für immer

Köln · Weniger Zuschauer, mehr Punkte für Rheinland-Pfalz: Beim Bundesvision Song Contest (BuViSoCo) ist die Eifeler Punkrock-Band Jupiter Jones auf Platz sechs gelandet. Es wird ein einmaliger Auftritt bleiben.

Köln. Das Geständnis kommt überraschend: "Ich habe euch doch letzte Woche in Trier zwölf Punkte versprochen", giggelt die Radiomoderatorin in die Kamera. Die nächste Einstellung zeigt einen der Adressaten im Backstage-Raum der Köln-Arena, Jupiter-Jones-Sänger Nicholas Müller. Halberfreut, halbirritiert. Denn dass die Eifeler beim Länderwettbewerb aus dem eigenen Bundesland die Höchstpunktzahl bekommen würden, das war zu erwarten - schließlich darf man beim Bundesvision Song Contest im Gegensatz zum europäischen Pendant auch für das eigene Land stimmen.
Ein böser Absturz



Aber die "versprochene” Höchstpunktzahl für Rheinland-Pfalz gab\'s auch von den lokalpatriotischen Saarländern. Am Ende stand für die flotte Punkrock-Nummer "ImmerFürImmer” mit 86 Punkten Platz sechs. Zur Einordnung: Rheinland-Pfalz war bis dato das erfolgloseste Teilnehmerland.
Jupiter Jones sammelten mehr Punkte als die letzten fünf rheinland-pfälzischen Teilnehmer zusammengenommen. "Es war noch Luft nach oben", sagte Nicholas Müller dem TV. "Aber insgesamt sind wir zufrieden." Auch wenn es Enttäuschungen gab: Null Punkte aus Berlin, schwache Ergebnisse aus Hamburg und Nordrhein-Westfalen ("da haben wir uns deutlich mehr erhofft"). Zehn Punkte gab es dagegen überraschend aus Sachsen und Bremen. Apropos Bremen: Der für die Hanseaten antretende Flo Mega gehörte zu den positiven Überraschungen der vierstündigen Show. Bunte Stilzitate aus Soul, Pop und Jazz, dazu ein Hauch Exzentrik und entsprechender Wiedererkennungswert bescherten Platz zwei. Eine echte Chance gegen den Favoriten Tim Bendzko (Berlin) hatte aber niemand. Der 26-Jährige musste im Sommer gefühlt bei jedem Radio-Anschalten "kurz die Welt retten".
In seinem Siegerbeitrag "Wenn Worte meine Sprache wären" geht es noch gefühliger und gefälliger zur Sache. Wenn nicht gerade gesungen wurde, stolperte Lena durch die Kulissen. Als Interviewerin im Backstage-Raum war sie überfordert. Moderatorin Johanna Klum kämpfte mit matten Kalauern und der deutschen Geografie ("Frankfurt/Oder ist der Nachbar von Hessen"). Und Stefan Raab, der Erfinder der Show, hielt sich in der längst nicht vollbesetzten Arena ziemlich zurück.
Die Einschaltquote dürfte ihn nicht erfreut haben: Nur 1,67 Millionen Zuschauer schalteten diesmal ein. Beim Sieg von Unheilig im Vorjahr waren es noch 2,42 Millionen. Dabei zeigte BuViSoCo viele Facetten deutschsprachiger Musik: plakativen Elektro-Trash (Muttersöhnchen), dringlichen Enddreißiger-Indierock (Thees Uhlmann).
Dann säuselt mal blond das Pathos-Nichts (Doreen). Die spannenden Kraftklub (Sachsen) machen beste Werbung für Ex-Karl-Marx-Stadt (17. November live im Exhaus).
Jupiter Jones werden kein weiteres Mal an der Show teilnehmen, kündigt Nicki Müller an. Das wäre in diesem Jahr eine gute Idee für Juli gewesen. Die Hessen hatten 2005 den ersten BuViSoCo gewonnen. Diesmal gab es außerhalb von Hessen keinen einzigen Punkt für die Band - eine schlimme Demontage. AFJupiter Jones spielt am Sonntag, 2. Oktober, in Prüm (Markthalle, ausverkauft).

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