Eintritt frei für Studierende

Trier · In aller Regel machen junge Menschen um Kammermusik einen Bogen. Damit das anders wird, hat sich die Kammermusikalische Vereinigung Trier jetzt der "Di-Mi-Do"-Initiative des Studierendenwerks angeschlossen. Für Studierende sind die Kammerkonzerte der Vereinigung im Kurfürstlichen Palais künftig kostenlos. Erstes Konzert nach der neuen Regelung ist am 20. Januar, 20 Uhr.

 Spielt unbekannte Werke der Romantik: das Reinhold-Quartett. Foto: Privat

Spielt unbekannte Werke der Romantik: das Reinhold-Quartett. Foto: Privat

Foto: Martin Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

Trier. Wie gut, dass die Konzerte der Kammermusikalischen Vereinigung Trier immer an einem Mittwoch stattfinden. Da bot sich der Anschluss an die "Di-Mi-Do"-Initiative des Trierer Studierendenwerks an. Die soll allen Studierenden den Zugang zur Hochkultur ermöglichen, ohne deren Geldbeutel zu belasten. Einzige Bedingung: Die Konzerte müssen Dienstag bis Donnerstag stattfinden.
Wer dann per Ausweis seinen Status als Studierender an der Universität oder der Hochschule Trier nachweisen kann, kommt kostenlos ins Konzert. Einnahmeausfälle beim Veranstalter erstattet das Studierendenwerk. Jedenfalls haben die Eintrittspreise als Begründung fürs Fernbleiben ausgedient.
Kommenden Mittwoch bietet die traditionsreiche Vereinigung erstmals ein "Di-Mi-Do"-Konzert an. Und konfrontiert die Studis gleich mit der klassisch-elitären Gattung Streichquartett. Wie weit sich damit Rockmusik-trainierte Trommelfelle noch in Schwingung bringen lassen, bleibt fürs Erste offen. Im Vorstand der Vereinigung demonstriert man dazu gedämpften Optimismus.
Anderes wagen


"Ich bin sehr gespannt", sagt Geschäftsführer Franz-Josef Kleinbauer. Und weist darauf hin, dass schon bisher für alle Besucher bis zu 25 Jahren der reduzierte Eintrittspreis von zehn Euro galt.
Allerdings hätten von dieser Vergünstigung nur wenige Menschen Gebrauch gemacht. Da kann der freie Eintritt zusätzlich motivieren und vielleicht auch neugierig machen.
Damit die Traditionsbindung nicht überhandnimmt, bringt das Leipziger Reinhold-Quartett nicht Mozart, Beethoven und Brahms mit, sondern Unbekanntes aus dem 19. Jahrhundert. Kleinbauer: "Wir wollen auch anderes wagen."
Wer weiß schon, dass Anton Bruckner nicht nur ein berühmtes Streichquintett komponierte, sondern 1862, mit 48 Jahren, auch ein Streichquartett in c-Moll. Bei Dimitri Schostakowitsch gilt das 3. Streichquartett op. 73 von 1946 als Dokument des Aufbegehrens gegen die stalinistische Diktatur.
Zu Eugen d'Alberts zweitem Quartett Opus 11 von 1893 fällt Kleinbauers Kommentar fast euphorisch aus: "Ich habe das Stück für mich entdeckt." Fest steht: D'Albert, der in England aufwuchs, aber sich als Deutscher verstand, hat nicht nur 21 Opern, darunter "Tiefland" geschrieben, sondern auch Streichquartette, in denen er sich an Brahms orientierte.
Der Komponist als Interpret


Außerdem tourte er jahrzehntelang durch ganz Europa. Um 1900 trat er übrigens auch in Trier auf - in einem Konzert des Städtischen Musikvereins, der später Dachorganisation für die Kammermusikalische Vereinigung wurde. mö
3. Kammerkonzert im Kurfürstlichen Palais Trier, Mittwoch, 20. Januar um 20 Uhr. Das Reinhold-Quartett aus Leipzig spielt Werke von Bruckner, Schostakowitsch und d'Albert. Karten gibt es im TV-Service-Center Trier.

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